Schon die zweite aufregende Woche liegt hinter mir und ich fühle mich jetzt schon etwas mehr angekommen. Unser letzter Volontär Fabian ist angekommen und nun sind wir alle komplett. :)
Da wir jetzt vereint sind, wurde auch die Schnupper-Phase am Dienstag beendet. Die vorherigen Tage war ich noch in der Pinatrei (Streichelzoo), beim Basteln und im Kalanit (Altersheim), um den Überblick zu vervollständigen. Noam, der Leiter unserer Volontäre, gab uns dann die Aufgabe entweder als Gruppe zu entscheiden, wo wer hingeht oder ihm die Wünsche zu schreiben, sodass er die schwere Aufgabe übernehmen würde. Na ja, wir haben es probiert unsere Wünsche zusammenzubringen, was deutlich schwerer war als gedacht, sodass letzten Endes Noam uns zugeteilt hat.
Meine Wünsche waren:
Kalanit zusammen mit Sophie (ja es gibt noch eine nette Sophie :))
Bakery
Keramika
Sophie und ich konnten leider nicht zusammen ins Kalanit. Nach einem längeren Gespräch haben wir eine Lösung gefunden und ich bin sehr glücklich, sodass ich jetzt erstmal im Kalanit sein darf.
Im Kalanit arbeite ich jetzt jeden Morgen von 8 Uhr bis 11:30h mit ungefähr 18 Membern. Das besondere ist, dass die Member ihr ganzes Leben im Kfar verbringen können bis zu ihrem Tod. Die Menschen, die besondere Pflege benötigen, wohnen im Kalanit. Fittere Member aus dem Kalanit gehen zu den "normalen" Workshops, alle anderen kommen in den unteren Gemeinschaftsraum, wo wir uns dann treffen.
Das erste Mal, als ich geschnuppert hab, fühlte ich mich gleich willkommen und gebraucht. Mir wurde von den eigentlichen Leitern die Leitung übergeben und ich sollte mir einfach was ausdenken, was wir zusammen machen wollten. Also haben wir erstmal eine kleine Namensrunde mit einem Softball gemacht und dann habe ich aus dem Spieleschrank einfach mal die Schellenkränze, Rasseln, Trommeln, Glöckchen und Sticks geholt und so haben wir zusammen ein bisschen Krach gemacht.
Die Member können unterschiedlich viel, sowohl körperlich als auch mental, sodass nie alle mitmachen können. Manche sind sehr motiviert, andere machen auch mal ein Schnatz (hebräisches Wort für Schläfchen :)) oder schauen, was sonst noch so um sie herum passiert.
Nach der Morgenrunde bekommt jeder Member seine Lieblingsbeschäftigung. Das können einfache Spiele, Puzzle, Ausmalbilder oder Handarbeitssachen sein. Ungefähr sechs Member sind auch immer damit beschäftigt, für die Kerzenmanufaktur Kerzen zusammenzustecken und zu verpacken. Das ist für sie eine sinnvolle und erfüllende Beschäftigung.
Am Ende gibt es immer eine halbe Stunde, wo alle zusammen das KfarTV schauen. Das Kfar hat sogar einen eigenen YouTube-Kanal, welcher von dem Workshop Communication geleitet wird.
Falls ihr Lust habt, schaut gerne mal in diese Woche rein: https://www.youtube.com/watch?v=q8sPemscJOM vielleicht entdeckt ihr ja mich :).
Charly, eine Volontärin, ist auch die Hälfte der Woche bei mir im Kalanit und wir werden versuchen, das Kalanit ein bisschen aktiver und lebendiger zu gestalten. Mal schauen, was uns so einfällt. Fürs anstehende Neujahrsfest Rosch ha-Schana haben wir heute angefangen schicke Fensterdeko zu basteln, was vielen Freude bereitet hat. :)
Es ist nicht immer ganz einfach mit den Membern, viele riechen unangenehm oder sabbern viel und auch die Kommunikation ist sehr eingeschränkt. Trotzdem habe ich viele Member schon jetzt ins Herz geschlossen :)!
In dieser Woche habe ich auch zum ersten Mal meine Gasteltern Uri und Geraline kennengelernt. Die Beiden haben mich zu sich nach Hause eingeladen und wir haben zusammen gesessen und uns kennengelernt. Uri ist ein Holocaust überlebender und stammt aus Berlin. Seine Frau Geraline kommt ursprünglich aus Neuseeland. Uri hat mir seine Lebensgeschichte erzählt, die ich euch auch gerne in einem weiteren Blog schildern möchte. Das Haus ist gar nicht weit weg vom Kfar, sodass ich so öfter besuchen kann und sie haben mich sehr herzlich eingeladen, mit ihnen zusammen das Land zu erkunden! Darauf freue ich mich schon sehr!
Am Freitag haben wir einen großartigen Ausflug nach Akko gemacht. Akko liegt direkt hinter Haifa und ist eine sehr geschichtsträchtig. Viele Kulturen und Herschaften haben die Mauern Akkos geprägt, was wir spüren konnten. Zunächst waren wir nach einem leckeren Falafelessen in der zentral gelegenen Moschee. Dafür mussten wir uns auch verhüllen, sogar Fabian, weil seine Hose zu kurz war :).
Dann sind wir durch die engen Gassen auf den arabischen Markt gegangen. Für mich waren die Gerüche sehr prägend, denn es wechselten sich Säcke von Gewürzen, Nüssen und Obst ab, mit großen stinkenden Auslagen von Krebsen, Fischen und Fleisch. Das war wie in einer anderen Welt!
Am Samstag war wie immer Putztag und abends sind wir auf einen Berg im nahe gelegenen Nationalpark gelaufen, um den Tag ausklingen zu lassen. Von dort konnten wir auf Nazaret schauen und den wunderschönen Mond :).
Hier noch ein paar Bilder ...
Das ist unsere gemütliche Kommuna. Im linken wohnen die deutschen Mädchen (im oberen Zimmer ich), im gelben die ganzen Jungs und im grauen die Mädchen der Shinshinim (israelischen Freiwilligen). Ganz rechts ist der Bunker.
Unser Trip nach Akko begann mit leckerem Essen.
Dann waren wir verschleiert in der Moschee. Wobei Fabian auch einen Rock tragen musste, wegen seiner zu kurzen Hose :).
Kleiner Einblick auf den arabischen Markt...
...und die wunderschöne Altstadt.
Und das Meer durfte natürlich auch nicht fehlen ;)!
Am Freitagabend bei der Alexander Statur im nahe gelegenen Nationalpark mit Blick auf Nazareth.
Das fand ich so süß wie eine Meise sich in eine ausgetrocknete Distel reingekuschelt hat :)!
So ein motorisiertes Fahrrad ist schon praktisch!
Das ist die Fensterdeko für Rosch ha-Schana, die wir im Kalanit zusammengebaut haben.
Shalom und bis bald :)
Sophie
PS: Die Kakerlake ist irgendwie aus der Ritze gekrochen und saß nach ein paar Tagen einfach in unserem Zimmer, sodass wir jetzt wieder ohne Bedenken wieder schlafen können ;)
Comments