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  • merleschoewel

Santa Claus is coming to town – Weihnachten in England

Weihnachten dieses Jahr in England feiern zu können, ist etwas, auf das ich mich extrem gefreut habe. Das lag wahrscheinlich da dran, dass ich sowieso ein riesen Weihnachtsmensch bin und oft davon gehört hatte, dass Weihnachten in England groß gefeiert wird. Und in der Tat, meine Erwartungen wurden weit übertroffen und so lasst mich euch in diesem Blog von den englischen Weihnachtstraditionen und dem kitschigsten und pompösten Weihnachten erzählen, das ich je erlebt habe.


Grundsätzlich sind viele Traditionen sehr ähnlich zu den deutschen nur oft eben ein bisschen extremer. So stand das Lied „Last Christmas“ nach nur wenigen Adventstagen wieder an der Spitze der Charts und erklang in wirklich jedem Laden und bei jedem Radiosender. Auch „All I Want for Christmas is you“ oder „Rockin‘ Around the Christmas tree“ waren wieder topaktuell und wo so manch einer sagen würde, „reicht auch wieder“ und „diese Lieder seien überhört“, da wurde die Musik nur lauter aufgedreht und mitgesungen, um die Nörgler zu übertönen. Und wie gesagt, ich bin ein Weihnachtsmensch und höre auch gerne Weihnachtsmusik, muss aber anerkennen, das hier war einfach ein anderes Level. Zukünftige Beschwerden in Deutschland werden von jetzt an von mir nur noch belächelt.

Aber auch in anderen Bereichen galt die Regel: Viel hilft viel. Wer von euch hat auch diesen Nachbarn, der seinen Garten im Dezember jedes Jahr grell beleuchtet? Meine Vermutung ist ab jetzt, dass diese Menschen englische Wurzeln haben. Auf dem Rückweg von der Arbeit nach Hause klappte einem hier bei manchen Vorgärten die Kinnlade runter. Beliebt waren nicht nur die kitschigsten Beleuchtungen, sondern auch meterhohe aufgepustete Schneemänner oder Rentiere.


Der Garten unserer Nachbarn - kann man leider schlecht auf Fotos einfangen


Zum Snacken gab es weniger Plätzchen, dafür aber Mince Pies. Das ist ein traditionelles, süßes Weihnachtsgebäck, dass mit einer Fruchtmischung gefüllt ist. Mince Pies haben übrigens absolut gar nichts mit Pfefferminze oder Hackfleisch (minced meat) zu tun.


Ansonsten wurde die Adventszeit genutzt, um fleißig Weihnachtskarten zu schreiben. Ob selbst basteln oder kaufen – jeder aus dem Freundes – und Familienkreis soll eine Karte erhalten. Ist die Arbeit erledigt, kann man es sich auf dem Weihnachtsmarkt gut gehen lassen. Den gibt es hier nämlich auch und immer dabei sind „traditional German sausage“- Stände, wo man sich auch Bratwürste und Krakauer kaufen kann oder den Glühwein (Mulled wine) für satte 7 Pound. Was mich aber wirklich überrascht hat, war die internationale Vielfalt auf den Weihnachtsmärken. Also neben den deutschen Ständen, gab es französische, niederländische, griechische oder sogar brasilianische Essensstände.



Von meiner Arbeit bei Streetlife hatten wir dann eine große Weihnachtsfeier. Dazu zählte Wichteln (wird hier Secret Santa genannt), was auch hier ebenso beliebt ist wie in Deutschland und Bingo! Das scheint ein beliebtes Spiel für besondere Anlässe zu sein und alle waren mit ernster Miene und Konzentration dabei. „The next number is two and four – twentyfour“ :) Aber Beeilung, bis ich verstanden habe, um welche Nummer es wirklich geht und die dann gefunden habe, kommt schon die nächste Nummer. Da zeigt sich doch die Übung der anderen.

Die Adventszeit ging sehr schnell vorbei und schon stand Weihnachten vor der Tür. Wenn man hier von Weihnachten spricht, meint man den 25. Dezember. Denn an diesem Tag wird groß gefeiert und es gibt die Geschenke. Es wird Truthahn gegessen und Knallbonbons werden verteilt. Zwei Personen ziehen jeweils an einem Ende des Knallbonbons und eine Seite öffnet sich explosionsartig. Diese Person bekommt die Geschenke, die sich im Inneren befinden. Das sind Süßigkeiten, Zettelchen mit Witzen oder Spielzeug. Der 24., also Heilig Abend (Christmas Eve), wird eher klein gehalten. Dafür genießt auch der 26. Dezember, was ist Deutschland ja einfach der zweite Weihnachtsfeiertag ist, als Boxing Day mehr Aufmerksamkeit. Ursprünglich galt dieser Tag den Angestellten und ärmeren Menschen, die übrig gebliebene Geschenke bekommen haben, inzwischen werden eher Spenden gesammelt.

Da meine Schwester mich über Weihnachten besucht hat, habe ich mir eine Woche frei genommen. Streetlife wurde kurz vor Weihnachten noch ein Baum als Spende angeboten und da dieser dort nicht benötigt wurde, landete er schließlich in unserem Haus und so hatten wir sogar einen großen, schönen Weihnachtsbaum.


Meine Mitbewohnerin Liv und ich wurden von Streetlife noch mit Weihnachtspullis versogt


An Heilig Abend haben wir so den Baum geschmückt, haben Spiele gespielt und waren abends ganz traditionell im Gottesdienst. Dort haben wir festgestellt, dass die englischen Weihnachtslieder doch die schönsten sind. „Rejoice“ oder „Hark! The Herald Angel Sing“ fangen einfach am besten die besinnlich, festliche Stimmung ein, auch wenn „Silent Night“ ebenso gespielt wurde wie „O come, All Ye Faithful“ (die englische Version von „Herbei, oh ihr Gläubigen“).

Im Englischunterricht haben wir oft in der Weihnachtszeit über andere Bräuche geredet, doch von einer englischen Tradition hatte ich früher noch nie etwas gehört. Schon vor Dezember fingen die Leute an, uns von den „Pantomimes“ zu erzählen. Erst dachten wir, das hätte etwas mit Pantomime, also der Darstellung ohne Wörter, zu tun, aber nein, hat es gar nicht. Pantomimes sind eine Art Theaterstücke, die bekannte Volksmärchen in einer Mischung aus Musical und Komödie darstellen. Am 27. Dezember wurde ich von meiner Mentorin (wir Volontäre haben jeweils eine Person aus Blackpool als Ansprechpartner zugewiesen bekommen) zu einem Pantomime eingeladen. Dazu sind wir ins Theater gegangen, welches gut von Familien besucht war. Meine Mentorin erzähle mir, dass es eine sehr beliebte Tradition sei, in der Weihnachtszeit mit der Familie dorthin zu gehen, besonders mit kleineren Kindern. An diesem Abend basierte das Stück auf dem Märchen Dornröschen, aber ich habe auch Plakate zu Cinderella oder Schneewittchen gesehen. In der Aufführung wird getanzt und gesungen, aber am wichtigsten ist der Bezug zum Publikum. Dieses wird nämlich aktiv eingebunden und soll zum Beispiel den Bösewicht ausbuhen. Ansonsten werden viele Witze erzählt, oft sind das ganz simple Wortwitze und manchmal gibt es Bezüge zu bekannten Serien und Liedern. Als uns das erste Mal von Pantomimes erzählt wurde, war ich nicht sehr überzeugt. Aber ich muss ehrlich sagen, die Aufführung war zum Todlachen und ein super Erlebnis und ich würde jedem, der mal die Möglichkeit hat sich so was anzuschauen, das empfehlen.


Steve Royle ist übrigens ziemlich berühmt hier, weil er aus der Region kommt und den dritten Platz bei Britain's Got Talent belegt hat


Nach Weihnachten sind wir gut ins neue Jahr gestartet und jetzt geht bei mir die Arbeit wieder weiter. Ich freue mich sehr auf die kommenden Monate und wünsche jedem noch ein frohes neues Jahr!


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