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  • medeakrueger

Parallelwelt - Was nebenher geschah

Während des Besuchs und unserer Reise in den letzten zwei Wochen sind politisch viele Dinge in Israel passiert. Wer die Nachrichten verfolgt, hat vielleicht einiges mitbekommen, doch in den letzten zwei Wochen gab es so viele Tote und Anschläge wie lange nicht. Politisch befindet sich Israel schon länger in einer angespannten Situation, schon vor der Wahl im letzten November gab es Proteste, die immer noch anhalten. Und auch das Verhältnis zu den Nachbarländern ist weiterhin angespannt.


(Der Artikel sollte eigentlich parallel mit meinem letzten Beitrag erscheinen, er ist also schon zwei Wochen alt und einige Ereignisse sind schon überholt.)


Angefangen hat alles mit einer Mail der Krisenvorsorgeliste der deutschen Botschaft in Tel Aviv/des Auswärtigen Amtes. Der "Landsleutebrief vor den Feiertagen" hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass die „hiesige Sicherheitslage derzeit sehr angespannt ist“. Der Grund dafür ist, dass sich dieses Jahr Ramadan (22./23. März bis 21. April), Pessach (5. bis 13. April) und Ostern (7. bis 10. April) überschneiden und dadurch mit einem hohen Anschlagsrisiko gerechnet werden muss. Öffentliche Verkehrsmittel, die Altstadt in Ostjerusalem und der Tempelberg, Menschenansammlungen und Demonstrationen sollten gemieden werden. Bei Raketenangriffen wurde auf die App des Israel Homefront Command hingewiesen.


So weit, so gut erst einmal, wir sind trotzdem vom Flughafen nach Jerusalem gefahren. In der Nacht und am nächsten Morgen habe ich einige Anrufe und Nachrichten erhalten, von Personen, die sich hier um mich kümmern und sich verantwortlich fühlen. Netanjahu hatte Joav Galant entlassen, was zu den größten Protesten seit Langem geführt hatte, vor allem in Jerusalem vor der Knesset. Galant hatte zum Stopp der Justizreform aufgerufen, da die nationale Sicherheit dadurch gefährdet sei. Die Reform wird den Einfluss des höchsten Gerichts beschneiden und somit auch die Demokratie.



Am Tag nach der Entlassung wurde sogar der Flughafen gesperrt, da es zu einem Streik kam. Froh, dass wir wieder zusammen waren und alles geklappt hat, sind wir an dem Tag in der Altstadt gewesen und haben auf dem Rückweg einige Demonstranten getroffen. Das war der Tag, an dem Warnhinweise per SMS regelmäßig auf unseren Handys auftauchten.


Am nächsten Tag kam dann folgendes Statement von Netanjahu:

"Wenn die Möglichkeit besteht, einen Bürgerkrieg durch einen Dialog zu verhindern, nehme ich als Premierminister die Auszeit für einen Dialog.“

Die Opposition sieht das ganze kritisch und hat Angst, dass er dir Bevölkerung nur schläfrig machen möchte.



Der Gedanke, dass man sich in einem Land befindet, in dem es, hätte Netanjahu nicht eingelenkt, vielleicht zu einem Bürgerkrieg gekommen wäre, ist dennoch surreal für mich. Und dennoch bin ich froh, dass er vorerst eingelenkt hat. Ich hätte nicht gedachte, dass Bibi das macht und ich bin mir sicher, dass sie einen Plan haben oder die Sachen irgendwie anders durchziehen wollen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Demonstrationen etwas bewirken.

Mittlerweile ist Galant übrigens auch wieder im Amt, die Proteste bewirken also doch etwas.




Dann kam es zu den Auseinandersetzungen auf dem Tempelberg, den wir nur eine Woche zuvor noch besichtigt hatten und der während unseres Besuchs ganz ruhig und friedlich wirkte. Die Situation eskalierte, als sich nach dem Freitagsgebet mehre Menschen in der Al-Aksa-Moschee verbarrikadierten. Die Übernachtung auf dem Tempelberg ist nicht erlaubt und so stürmte das israelische Militär am Morgen die Moschee. Es würden Feuerwerkskörper und Steine geworfen. Danach kam es zu ungefähr 350 vorübergehenden Festnahmen.



Das Betreten der Al-Aksa-Moschee ist für nicht Muslime eigentlich strengstens verboten. Auch wir haben die Anlage nur von Außen besichtigt und die Gebäude nicht betreten, die Moschee gehört zu den wichtigsten und heiligsten Stätten des Islam. Für Juden ist es Verboten den Tempelberg zu betreten und dort zu beten.


Als Reaktion wurden in den nächsten Tagen von den muslimischen Nachbarstaaten Syrien, dem Libanon und aus Gaza Raketen abgeschossen. Einige wurden durch die Luftabwehr abgefangen, andere landeten auf offenem Gelände.



In der darauffolgenden Nacht kam es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und dem israelischen Militär. Israel erlaubt das Beten über Nacht nur während der letzten zehn Tage des Ramadans. So wurden wieder Steine und Feuerwerkskörper auf Seiten der Gläubigen eingesetzt, das israelische Militär soll Blendgranaten benutzt haben.




Wenn man sich diese Videos voller Gewalt ansieht, kann man gar nicht glauben, dass dies für alle Religionen so ein heiliger Ort sein soll.


Die 34 Raketen, die als Reaktion aus dem Libanon gefeuert wurden, kamen von den Hamas (sunnitisch-islamistische Organisation in Palästina, die mithilfe von terroristischen Aktionen einen islamischen Staat errichten will, der auch Israel und Teile Jordaniens umfassen soll). Die letzten Raketen, die von der libanesischen Regierung veranlasst wurden, wurden 2006 nach Israel geschossen.


Der Tag, an dem die Raketen im Norden Israels eintrafen, war der erste Feiertag des jüdischen Pessach Fests. Das bedeutet, alle Geschäfte waren geschlossen und die meisten Menschen haben zu Hause mit ihrer Familie Zeit verbracht. Die meisten Raketen konnten vom Iron Dome abgefangen werden, doch einige schlugen auf offenem Gelände ein. Eine Rakete traf eine Bankfiliale in einem Shoppingcenter, doch durch den Feiertag wurde zum Glück niemand getötet, da das Center geschlossen war.




Und auch hier ist es sehr komisch daran zu denken, dass wir mit Menachem und Esti nur 5 Tage vorher eine Tour in den Norden gemacht haben und direkt an der Grenze zum Libanon und Syrien waren.


Der Iron Dome, der die Raketen abfängt, ist übrigens eine sehr teure Angelegenheit. Ein Abschuss kostet bis zu 150.000 US-Dollar, die Angriffe haben Israel also fast 5 Mio. US-Dollar gekostet.



In den Tagen danach kam es zu weiteren Terroranschlägen. Ein Palästinenser tötete zwei junge Schwestern, die mit ihrem Auto durch die israelische Siedlung Efrat gefahren waren. Ihre Mutter wurde schwer verletzt und verstarb in den Tagen danach in Krankenhaus. Die Hamas begrüßte den Anschlag und sah ihn als Vergeltung für die Vorfälle auf dem Tempelberg an.

Video

Danach wurde eine Art Kettenbrief über WhatsApp mit einem Brownie Rezept geschickt, den die eine Schwester immer gebacken hat. Auch Esti und ich haben den Brownie zusammen gebacken.


Am selben Tag fuhr ein Autofahrer in eine Touristengruppe am Strand von Tel Aviv, ein Italiener starb und weitere Menschen wurden verletzt. Ob es sich hierbei auch um einen Terroranschlag handelte, ist unklar.



Viele Palästinenser wurden in diesen Tagen verhaftet und ein 15-jähriger Junge starb durch Schussverletzungen im Kopf, Brust und Bauchbereich bei einem israelischen Militäreinsatz.



Die Woche endete mit einer riesigen Flut im Süden Israels, bei der zwei Menschen starben. Durch den ausgetrockneten Boden in der Wüste, welcher den Regen nicht aufnehmen kann, kommt es zum „flash flooding“, die alles mitreisen. Jedes Jahr stirbt dadurch Menschen, 2018 ist dadurch eine Gruppe von Jugendlichen gestorben, nur die Hälfte hatte überlebt.




Und auch das wenige Tage nach dem wir gerade aus Eilat und der Wüste zurückgekommen sind, passiert ... Wir müssen während der ganzen Reise einen großen Schutzengel gehabt haben!

Es fühlt sich an, als wäre alles, was ich hier aufgeschrieben habe, in einer Parallelwelt passiert.


Wichtig:

Alle Vorkommnisse habe ich auf das minimale heruntergebrochen und es sind bestimmt noch andere Sachen passiert, die ich nicht mitbekommen habe. Und wenn dieser Artikel hochgeladen wird, sind schon weitere zwei Wochen vergangen, doch ich hatte keine Zeit alle Links zu suchen und die Rechtschreibfehler zu korrigieren. Der letzte Stand ist also ungefähr aus der 15. Kalenderwoche, dort hatte ich alles aufgeschrieben nur noch nicht hochlade bereit gehabt. Vielleicht kommen in nächster Zeit wieder mehr politische Beiträge, wenn ich die Zeit dafür finde.


Bis dahin passt auf euch auf und bis bald,

Medea

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