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AutorenbildJannik Pischke

Meine "namibische" Familie, Gardening und Tollwut

Einen schönen guten Morgen!


Nun komme ich doch mal zum veröffentlichen des Blogarartikels, der zeitlich aus Ende November Anfang Dezemer stammt. Viel Spaß beim Lesen und eintauchen.

Ich kann definitiv sagen mittlerweile fühle ich mich ganz und gar angekommen und merke das auch daran, dass ich im Prinzip oft mehr Optionen am Tag habe, was ich neben der Arbeit machen kann, als Zeit. Doch zu der Arbeit an der Schule und meinem Wiederankommen nach einem Monat des Reisens im Dezember und dann wieder nach dem Zwischenseminar in einem der nächsten Beiträge mehr.

Diesen Blogartikel möchte ich vor allem meiner „namibischen“ Familie widmen sowie dem Gardening in Namibia, den Problemen als innerafrikanischer Ausländer in Namibia und meinem Tollwutzwischenfall.

Ja wenn ich „namibische“ Familie sage und Namibia in Anführungszeichen setze, tue ich das, da meine Nachbarn zwar seit 18 Jahren in Namibia leben, jedoch ursprünglich aus Simbabwe stammen. Die Familie, die in meinem Wohnkomplex ca. 3 km außerhalb Ondangwas drei Türen neben mir wohnt, besteht aus den Eltern Naomi und Desmond und aus drei Söhnen Ernes (18), Tapiwa (16) und Anapo (8). Ich habe sie mittlerweile lieb gewonnen und schätze ihre Offenheit und Großzügigkeit sehr. Ich habe ja schon beschrieben, dass sie mir sehr beim Ankommen und Zurechtkommen, vor allem mit meiner Wohnsituation und -lage geholfen haben und dass ich schon öfter mit ihnen in ihren großen Garten gefahren bin um tatkräftig mitzuhelfen. Sie haben mich von Anfang an wie ein eigenes Familienmitglied, sprich wie einen vierten Sohn aufgenommen und dass rechne ich ihnen hoch an. Vor allem genieße ich gemeinsame Wochenenden mit zwar harter Gartenarbeit, aber auch schönem Zusammensitzen und Kochen am und überm Feuer. Auch unter der Woche geht es des öfteren fast direkt nach der Arbeit in den Garten und dann am Abend kochen wir zusammen. Das einzige Manko dabei ist mein Schlafrhythmus, denn ich stehe eigentlich gerne um 5:30 auf um meine Morgenroutine zu machen, jedoch merke ich wie mir das bei spätem Essen (zu meist so gegen 21 – 22 Uhr) zunehmend schwerer fällt. Aber es ist aufjedenfall wert und zwischendurch baue ich tage ein, wo ich mein Ding mache und früher ins Bett gehe.


Gemeinsames Kochen im Garten. Von links nach rechts Desmond, Ansu,

Naomi und Anopa. Tapiwa ist mit dem Feuer beschäftigt.


Tapiwa dabei den Papp zu kochen.


Ja über die Familie möchte ich jetzt noch etwas mehr erzählen. Naomi und Desmond sind vor 18 Jahren zusammen nach Namibia gekommen, da die nahrungsmitteltechnische und wirtschaftliche Situation unerträglich war. Er als Lehrer und sie als Krankenschwester haben aufgrund von hoher Geldentwertung kaum genug verdient. Auch heute noch ist Simbabwe eines der Länder mit der höchsten Armuts- und Hungerquote. So tat sich dann ein Jobangebot für Desmond auf und somit zogen sie nach Namibia. Auch Naomi fand in Namibia als Krankenschwester alsbald einen Job und beide gingen dort in ihren Berufen auf. Desmond wurde schließlich 2013 Schulleiter und Naomi begann ihr Wissen über Nursing als Lehrerin weiterzugeben. Alles lief super, bis 2019 die Ausländerpolitik heftig verschärft/verändert wurde. In Namibia gab es die Situation einer hohen Arbeitslosigkeit und dafür machte man auch Arbeitskräfte aus dem Ausland schuldig und es entstand eine eher ausländerfeindliche Bewegung. Hier ist natürlich zu sagen, dass ausländerfeindlich sich hier auf innerafrikanische Ausländer bezieht. Die Sichtweise gegenüber Weißen ist traurigerweise eine andere. Naja aufjedenfall führte diese Bewegung dazu, dass Desmond sowohl als auch Naomi umgehend aus ihren Jobs gefeuert wurden und das obwohl beide die vergangenen Jahre für ihre gute Arbeit ausgezeichnet wurden. Und so standen sie mit mittlerweile drei Kindern vor dem nichts. Desmond fand über den Besitzer meiner Schule eine halbe Stelle, jedoch musste Naomi mit den Kindern fürs erste zurück nach Simabwe zu ihrer Farm. Eine wirklich frustrierende und harte Situation. Dennoch haben sie sie irgendwie gut zusammen gemeistert und sind seit 2021 auch wieder alle in Namibia. Dennoch machen die Jungs ihre Schule online, da es hier im Norden an den Schulen allem Anschein nach als Ausländer nicht wirklich gut funktioniert. Das ist wirklich schade, weil dadurch ja so einiges an Kontakt und Austausch mit gleichaltrigen verloren geht. Heute arbeiten Naomi und Desmond beide für den Besitzer meiner Schule an einem Universitätsprojekt. Der Plan ist es, dort wo ich auch lebe, eine Universität und damit die erste bei Ondangwa zu errichten. Daran sind Desmond und Naomi mit allem maßgeblich beteiligt und machen die ganze Arbeit, wie unter anderem die Planung und die Curricula für das Projekt. Daneben haben sie ja wie ich es schon einmal geschrieben habe im November mit einem großen Gartenprojekt angefangen und sind somit rund um die Uhr mit einer Menge Arbeit beschäftigt. Ich freue mich, wenn ich da mit meinem Engagement im Garten etwas Arbeit abnehmen kann und werde dafür auch reichlich über Wissen im Gardening und nun seit Januar mit allem möglichen Gemüse belohnt. Dazu ist es neben dem Kochen und zusammen Essen die einzige Zeit, die man so zusammen hat. Es ist irgendwie etwas bedrückend zu sehen, wie es für die Familie in allem was sie tun irgendwo um ihre Existenz und somit ums Überleben geht und dass effektiv eigentlich kaum bis keine Zeit für keines der Familienmitglieder für Freizeit, Hobbys und die eigene Verwirklichung neben der Arbeit bleibt. Und das ist die Lebensrealität für den Großteil der Menschen in Afrika. Ich spüre dadurch eine tiefe Dankbarkeit für die Freiheiten und das Maß an Freizeit, dass wir in der westlichen Welt haben und merke auch, dass es mich schockiert, wie wir teilweise damit umgehen und dass trotz soviel Freiraum, der mit unseren Lebensstandard einhergeht, oft doch alle gestresst sind und wie mit Scheuklappen von einem zum anderen Rennen und wir damit mitunter den Mitmenschen übersehen, vergessen oder einfach nicht richtig beachten. Ich finde es schade, dass wir unsere Freizeitpotenziale nicht in einem aufrichtigerem und schönerem Weg, auch im Miteinander und mit gegenseitiger Fürsorge umsetzen. Ich beginne auf jedenfall zu verstehen, dass es ein großes Privileg und keinesfalls selbstverständlich ist Freizeit zu haben. Ich möchte nicht sagen, man solle jede freie Sekunde effektiv nutzen, dennoch denke ich brauchen wir und auch ich in Teilen einen bewussteren Umgang mit der uns geschenkten Zeit durch unsere Lebensrealität in Deutschland.


Kleiner Spoiler, so sieht de Garten aus, wenn ich im Januar vom Reisen zurückkomme. :)

Ich hatte überlegt noch einen Gardening-Guide für Namibia anzuschließen, aber ich denke ich schließe den Blog nun mit einer für mich einschneidenden Erfahrung circa 2 Wochen vor dem Reisemonat beginnend im Dezember ab. An einem sehr sonnigen Samstag im Garten hatten wir schon einige Löcher für Granadillas gebuddelt und waren gerade beim Essen kochen, als neben uns im Garten der Hund der Nachbarn, der sich schon den ganzen Tag komisch verhalten hatte, unter Zittern, aggressivem Bellen und Schaum vorm Mund starb. Es war ein wirklich unschönes Bild und Naomi war sofort klar, dieser Hund war an Tollwut gestorben. Nun hatte ich eine Woche vorher noch mit dem Hund am Zaun gespielt und er hatte auch meine Hände abgeleckt. Und schon ging so das Gedankenkino los. Nach umfangreicher Recherche und Rücksprache mit meiner Ärztin war klar, die Chance es bekommen zu haben ist sehr gering, dennoch irgendwo auch möglich. Denn über den Speichel könnte der Erreger über Mikroverletzungen eingedrungen sein, da der Wirt vom Tollwut-Virus schon bis zu 10 Tage vor Symptombeginn ansteckend sein kann. Dennoch hätte der Erreger dann die präventive Impfung noch überwinden müssen, um mich dann unumkehrbar tödlich zu infizieren. Da ich aber erfuhr, dass ich auch bei bestehendem Impfschutz nach Exposition unmittelbar nachgeimpft wird, war ich verunsichert. Und im Angesicht dessen, dass Tollwut, wenn es einmal ausbricht in jedem Fall tödlich verläuft, war ich doch am Sonntag dann in großer Sorge, da half es auch nichts, dass die Wahrscheinlichkeit sicher unter 0,01% lag, dass ich es hatte. Schon spannend wie alleine die kleinste Möglichkeit für etwas den gesamten Kopf so in Atem halten kann. Schließlich überlebte ich den Sonntag in meiner Sorge und bekam am Montag beim Arzt die erste von drei Auffrischungsimpfungen und konnte das ganze so langsam hinter mir lassen.

Das Gefühl zu wissen, wie schnell das Leben auch vorbei sein kann und der Beigeschmack irgendwie auch mal näher mit dem Tod konfrontiert gewesen zu sein blieb aber. Ich denke unsere Gesellschaft ist heutzutage so weit vom Tod entkoppelt und entfremdet, dass es einen tief und unvorbereitet trifft, wenn man durch Todesfälle oder eigenes mit ihm konfrontiert ist.


Nun um diesen Blog mit etwas schönem abzuschließen verrate ich, dass es für uns drei ab dem 8. Dezember auf abenteuerliche Reisen ging. Wir fuhren über Windhoek zuerst nach Kapstadt und durften die atemberaubende und vielfältige Stadt kennenlernen. Dann erlebten wir ein ganz anderes Weihnachten als sonst auf einem Roadtrip mit Pastor Joel auf eine Traubenfarm in Komsberg am Oranje River und dann verbrachten wir die zweite Hälfte in Swakopmund an der namibischen Küste und im grünen Teil Namibias im Nord-Osten am Kavango Fluss. Ja zu all diesen wunderbaren Eindrücken dann mehr im nächsten Blog-Artikel oder für neugierige in den Highlights von meinem Insta-Reise-Account „adventurenamibia_jp“.


Und leider merke ich, dass beim Hochladen dieses Beitrages wieder, wie sehr mit die Internet-Verbindung den Wind aus den Segeln nimmt...es braucht Ewigkeiten oder funktioniert überhaupt nicht Bilder oder Videos hochzuladen :(


Also dann bleibt gesund und munter bis bald. :)

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