Shalom meine Lieben Freunde der Sonne,
heute soll es etwas um mein alltägliches Leben hier in Israel gehen :)
A wie Auto
Autos und vor allem Auto fahren ist hier etwas anders, als in Deutschland. Zunächst einmal die Autos an sich, wenn ich durch Weddels Straßen laufe, sehe ich viele Volkswagen und Automarken, die zu eben diesem Konzern gehören, ich schätze jedes 6. Auto wurde gerade mal von einem anderen Konzern produziert. Hier ist es genau andersherum, jedes 6. Auto gehört, wenn überhaupt zum Konzern Volkswagen, der bei uns zu Hause so viele Arbeitsplätze bietet. Die meisten Autos sind Mittelklassewagen oder SUV, kleine Modelle oder Bullis sieht man in der Regel nicht. Es gibt aber viele E-Autos verschiedenster Marken und auffällig viele Tesla. Außerdem fahren sie hier entweder Automatik oder Robotik, aber ich habe noch keinen Schaltwagen gesehen. Yigal erklärt diese Technik so: „Es heißt Robotik und zwar DSG=Double Shaft Gear. Es gibt zwei Wellen und jede Welle hat eine Kupplung zu den Rädern. Auf einer Welle befinden sich die ungeraden Gänge - 1. 3. 5. und 7. Auf der zweiten Welle befinden sich die geraden Gänge - 2. 4. 6. Wenn der Computer des Getriebes erkennt, dass Sie sich z.B. im 4. Gang der geraden Welle befinden und beschleunigt, bereitet er den 5. Gang auf der ungeraden Welle vor und kuppelt dann die Kupplung der geraden Welle aus und die ungerade Kupplung ein, sodass sie sanft vom 4. in den 5.“ Es ist in Tivon sehr hügelig und die Stadt ist so aufgebaut, dass eine lange Straße durch den Ort führt. An den unzähligen Kreisverkehren führen dann Einbahnstraßen nach rechts oder links, welche am nächsten Kreisverkehr wieder auf die Hauptstraße treffen. Es ist etwas kompliziert und es kommt deshalb auch manchmal zu Staus. Wer interessiert an einer visuellen Darstellung ist, sollte im Internet einfach nach Satellitenbildern von Tivon suchen. Am nervigsten sind aber die Speedbumbs, da viele einfach volle Kanne drüber brettern und bremsen für eine überflüssige Idee halten. Aber momentan geht es mit meiner Reiseübelkeit noch. Auf den Autobahnen und Schnellstraßen gibt es zum Glück keine Speedbumbs, doch manchmal ist schon eine kleine Unebenheit in der Straße und man hat das Gefühl, dass man kurz abhebt. Was mich am Anfang sehr beunruhigt hat, war der Fahrstil vieler Israelis. Denn blinken wird hier auch überbewertet. Man fährt einfach mit einem Drittel des Autos in den Kreisverkehr rein und hofft dann, dass die Autos die Ausfahrt nehmen. Falls die anderen Autofahrer:innen doch weiter im Kreisverkehr fahren, ist noch genügend Platz, damit diese vorbeifahren können. Wenn sie doch mal blinken, dann nach innen, was für mich überhaupt keinen Sinn ergibt. Sie hören dann mit dem Blinken auf, wenn sie die Ausfahrt nehmen wollen. Ich hatte es aber auch schon einmal erlebt, dass jemand schon vor dem Einfahren in den Kreisverkehr rechts geblinkt hat und dann gleich die erste Ausfahrt genommen hat. Es ist also alles etwas wilder hier. Aber ich habe nachgeschaut und die Unfallstatistik ist nicht besonders beunruhigend. Bevor man losfährt, entsperrt man sein Auto mit einem Code, aber Yigal meint, dass diese leicht zu hacken sind und die Leute, welche die Codes schreiben, Nachts manchmal Autos klauen. Wie nützlich das also ist, weiß ich nicht. Das Parken regelt man immer über eine App. Es gibt verschiedene Markierungen, die auf den Bordstein gesprayt sind und an denen man erkennen kann, ob es erlaubt ist hier zu parken. Das Parkticket bezahlt man dann mit dem Handy.
Nun aber zu meinen Top 3 Autofahrten in Israel:

1. Esti (Kindergärtnerin) holt uns an unserem Anreisetag aus Haifa ab und fährt uns nach Tivon. Davon abgesehen, dass blinken gar nicht ihr Ding ist und sie auch etwas kreuz und quer fährt, war mein absolutes Highlight als sie falsch herum in einen kleinen Kreisverkehr gefahren ist um anzuhalten und dann auf ihrem Handy nachgeschaut hat, wo die exakte Adresse ist. Alles was einem einen kleinen Herzinfarkt bereitet, kommentiert sie mit einem upsi.
2. Auf dem Weg zum Kindergarten gibt es einen Kreisverkehr, an dem eine Ausfahrt direkt an einem Parkplatz eines Supermarktes grenzt. Wir haben dort kurz angehalten und den ersten Parkplatz genommen. Dann sind wir rückwärts ausgeparkt und direkt rückwärts in den Kreisverkehr hinein gefahren. Nach dem Schalten konnten wir dann vorwärts gleich wieder im Kreisverkehr losfahren.
3. Es ist immer, also wirklich immer die Klimaanlage auf eine eisige Temperatur eingestellt, aber wenn es einem dann zu kalt ist, macht man natürlich einfach die Sitzheizung an. Ist doch logisch, dann ist es von unten schön warm und von vorne kalt, einfach perfekt.
S wie Schlangen und Skorpione
Einmal, als wir zusammen mit Adi in die Krippe gefahren sind, hat es am Eingang zum Grundstück im Laub geraschelt. Adi hat sich umgesehen, doch es war nur ein Pfau, der auf dem Nachbargrundstück herumlief. Daraufhin hat sie gesagt gut, ich habe nur Angst vor Schlagen, wegen der Kinder. Der Satz hat mich nicht mehr losgelassen und deshalb habe ich Yigal während einer Autofahrt gefragt. Daraufhin meinte er, dass es natürlich Schlangen gibt und sie sogar schon einmal eine große bunte Schlange im Haus hatten. Er hat dann jemanden gerufen, der die Schlange getötet hat. Dabei war sie gar nicht giftig, weshalb er sehr traurig darüber war. Er ist auch Vegetarier, Esti und er haben sich übrigens in der vegetarischen Kantine kennengelernt. Aber es gibt auch giftige Schlange, besonders im Frühling, wenn sie wieder rauskommen, sind sie besonders giftig. Und Skorpione gibt es natürlich auch, aber die sind nicht so schlimm, man soll einfach aufpassen und nicht einfach so Steine hochheben oder irgendwo reingreifen. Und Esti meinte, man kann sie einfach fangen und dann woanders hinsetzten. Falls man gebissen oder gestochen wird, soll man einfach zum Arzt gehen, da die immer das Gegengift da haben. Esti hat dann noch ergänzt, dass sie schon sehr lange hier lebt und nichts passiert ist. Aber wenn wir in der Wüste zelten, sollten wir das vielleicht mit den Schinschinim machen, die sind hier aufgewachsen und wissen, was man dann macht. Trotzdem fand ich es erst gar nicht lustig, doch mittlerweile habe ich es schon wieder verdrängt, dass theoretisch hinter jeder Ecke eine Schlange oder ein Skorpion wartet. Ach ja, und durch die Überfischung gibt es viele Feuerquallen, aber das tut angeblich nur so 15 min dolle weh und geht dann weg. In Majas Reiseführer steht aber auch, dass, selbst wenn man von einer Schlange gebissen wird, die Wahrscheinlichkeit, dass das Gift auch gespritzt wurde, nur bei 50 % liegt. Also habe ich nicht mehr so viel Angst, dennoch kann ich gerne auf eine Begegnung verzichten!!!! Man sollte eher Angst vor den Wildschweinen haben, die sind hier leider genauso ein großes Problem wie in Berlin. In Haifa denken sich die Menschen, dass es ganz nett ist Essensreste vom Balkon zu werfen und die Wildschweine damit zu füttern, was das Problem nur verschlimmert. Ach, und wir haben gelernt, dass es einen „isreal tiger“ gibt. Ich glaube, ich mache mal einen extra Eintrag über Flora und Fauna in Israel…
K wie Kindergarten
Mir gefällt es noch immer im Kindergarten, doch es ist nicht immer einfach. Einige Kinder sind nämlich rotzfrech und ich strahle anscheinend überhaupt keine Autorität auf sie aus. Es ist ihnen einfach manchmal egal, ob ich Maspik (genug) oder Lehafsick bevakasha (Stopp, bitte) sage. Es interessiert sie einfach gar nicht und sie machen grinsend weiter ihren Blödsinn. Wenn die Erzieherinnen dann kommen und mir sagen, dass die Kinder das nicht machen sollen, denke ich mir schon oft, dass mich alle für bescheuert halten. Doch es gibt auch immer wieder schöne Momente und wenn die Kinder keine Lust haben, mit mir die Sachen zumachen, die Erzieherinnen ihnen „aufzwingen“ ist es mir auch mittlerweile egal und dann malen sie ihr Bild halt nur mit Kritzelkratzel in einer Minute fertig und gehen dann wieder.
Hier seht ihr übrigens meine selbstgemalten Bilder 😊.
Richtige Stifte haben sie nicht, da Rudolf Steiner überzeugt war, dass Kinder bis sie sieben Jahre alt sind nur großflächig malen können.
Apropos Rudolf Steiner, ich muss sagen, dass ich nicht 100 % vom Waldorfkonzept überzeugt bin. Einige Sachen finde ich ganz nett, andere einfach nur komisch. Hier ein paar Funfacts: Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, muss ich immer die Ecken abscheiden. Außerdem ist donnerstags immer Eurythmie, also Buchstaben tanzen. Das finde ich auch komisch, zumal es auf Hebräisch ist und ich nicht weiß, was wir da genau machen. Das ZDF Magazin hat übrigens letztens eine Folge über das Waldorfkonzept rausgebracht und es war schon recht lustig sich das anzusehen. Es gibt in Tivon auch einen Waldorfshop wo es fast nur Produkte aus Deutschland zu kaufen gibt, lustig und auch sehr merkwürdig zugleich.
Mittlerweile mache ich aber auch unterschiedliche Sachen und sitzte nicht nur am Maltisch. Aber nach dem Essen um 11 Uhr putze ich halt. Das Geschirr muss abgewaschen, die Klos geputzt, der Boden gefegt und gewischt und die Tische sauber gemacht werden. Aber ich mache das natürlich nicht allein, zu zweit teile ich mir die Aufgaben jeden Tag mit einer anderen Erzieherin auf. Der Spaßfaktor ist natürlich begrenzt, aber ich finde, die Arbeit ist vollkommen okay. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich jeden Tag bereits um 14 Uhr wieder Zuhause bin. Meine freien Tage sind samstags und dienstags, was irgendwie blöd ist, doch man gewöhnt sich langsam daran. Und die Sachen, die ich hier erlebe, machen alles wieder weg, da lasse ich mich gerne von den Kindern ärgern 😉. Das Essen wiederholt sich übrigens jede Woche, an jedem Tag gibt es ein bestimmtes Gericht. Da ich mein Handy immer im Jutebeutel habe, vergesse ich leider immer Fotos zu machen, aber hier seht ihr mein Lieblingsessen.

Am Freitag gibt es immer Daißa (Porridge) mit Obstsalat und wir backen immer Challah. Ich habe mir zusammen mit Esti sogar einen Beutel genäht, damit ich es wie die Kinder immer mit nach Hause nehmen kann, ohne einen Plastikbeutel zu verschwenden.

Was mich hier in Israel schon stört ist, dass mein Leben viel unökologischer ist als in Deutschland, doch ich arbeite daran, die Dinge hier zu ändern. Ich nehme zum Beispiel jetzt immer meine eigene Tasse zu den Chorproben mit, um während der Kuchenpause keinen Papierbecher für den Tee zu benutzten. Und ich lege das Obst und Gemüse einfach so in den Einkaufwagen, dazu konnte ich Maja anscheinend überzeugen. Doch, dass hier immer und überall das Licht brennt oder die Leute den Kühlschrank unnötig lange offen lassen, löst trotzdem noch ein nerviges Kribbeln in mir aus.
Fazit: Ich habe mich sehr gut eingelebt und bis jetzt hatte ich noch keinen Augenblick, in dem ich mir dachte: Warum zur Hölle mache ich das hier, soweit weg von Zuhause, meinen Freunden und meiner Familie. Hoffen wir, dass es so bleibt, doch es ist natürlich auch nicht immer alles super. Ich hatte zum Beispiel Läuse… Seid dem ich angekommen bin, haben mir die Erzieher gesagt, dass die Kinder Läuse haben, doch, da die Erzieher die Kinder umarmen und auf dem Schoß haben, habe ich mir nichts dabei gedacht und auf ihren Rat hin immer einen Zopf getragen. Dann habe ich festgestellt, dass ich auch Läuse habe und glaubt mir, ich war gar nicht begeistert. Schon vor Israel dachte ich mir bitte alles außer Läuse! Doch zum Glück gibt es so liebe Menschen wie Sophie und Yael die dann eine Woche lang jeden Tag für Stunden meine Haare gekämmt haben und durch die mehrmalige Anwendung des Läuseshampoos war der Tag, an dem ich sie entdeckt, habe auch der einzige Tag, an dem wir lebende Läuse gefunden haben. Ich hoffe, das bleibt das einzige und letzte Mal! Leider haben mir die Erzieherinnen gesagt, dass sie es so 3 bis 4 Mal im Jahr haben heul! Doch Lenja hatte es gar nicht, es bleibt also eine Hoffnung bestehen. Ich bin jetzt auch etwas paranoid und schaue die Köpfe der Kinder immer sehr, sehr genau an. Doch wie gesagt, ich habe es mir nicht annähernd so wunderbar vorgestellt wie es ist. Vor allem da wir hier in Tivon auch in einer kleinen Bubble leben und alle super, super lieb und gastfreundlich sind. Manchmal frage ich mich wirklich, womit ich dieses Glück verdient habe, ich bin einfach sehr, sehr dankbar für alles und genieße es so lange es anhält.
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