Die letzte Woche begann mit einem Umzug. Da normalerweise geplant ist, dass wir ungefähr zwei Wochen in Windhoek sind, um das Visum zu beantragen und den Sprachkurs zu absolvieren, war unser Gästehaus ab Montag ausgebucht. Wir haben also unsere Sachen gepackt und mussten in eine andere Lodge von der Kirche ziehen.
Aus unseren zwei Zimmern mit jeweils zwei Betten wurde ein Zimmer mit einem 1,20-m-Bett, das bei jeder Bewegung laut knarrte und Lilli und ich uns teilten. Lilli hat es gut zusammengefasst: "Gut, dass wir schon zwei Wochen zusammen hier sind, spätestens jetzt müssen wir uns mögen." Zum Glück mögen wir uns und haben es zusammen ausgehalten. Eine Verbesserung war außerdem, dass wir jetzt eine Klimaanlage hatten. Die größte Umstellung war jedoch, dass wir hier nun keine Küche mehr hatten. Das heißt, wir mussten essen gehen, wenn wir was Warmes essen wollten. An sich kein Problem, allerdings war die Stadt so weit weg, dass wir immer mit dem Taxi fahren mussten.
Das System mit dem öffentlichen Personennahverkehr ist hier so, dass es ihn nicht gibt. Jede Art der Fortbewegung passiert hier also zu Fuß oder mit dem Taxi, zumindest wenn man kein eigenes Auto hat. Als wir angekommen waren, wurde uns oft gesagt, dass wir aufpassen müssen, wenn wir Taxi fahren, weil wir die Menschen nicht kennen und die Fahrer uns leicht zu viel berechnen können, da wir die Preise nicht kennen. Von Joel haben wir dann eine sichere Taxinummer bekommen, die wir anrufen konnten. Paul, der Taxifahrer, war sehr nett und hat uns wirklich nur den eigentlichen Preis berechnet. Damit konnten wir jetzt also jeden Tag in die Stadt fahren, um etwas zu essen.
Erschwert wurde die Sache jetzt nur noch dadurch, dass wir gerne, solange wir es uns aussuchen können, vegetarisch essen möchten. Das verknappte das Angebot allerdings auf Toast mit Pommes oder Pizza. Es gibt nur wenige Restaurants, die eine gute vegetarische Auswahl anbieten, aber Pizza kann man ja zum Glück kaum zu viel essen.
Am Dienstag kam uns ein Freund von Lilli besuchen. Moritz ist nach Namibia gekommen, um hier Work and Travel zu machen. Noch hat er keinen Platz, aber er hat sich bei verschiedenen Stellen beworben und da bekommt man wohl oft erst sehr spontan einen Platz. Also hatten wir ein bisschen Zeit, um ihm die Stadt zu zeigen und zusammen essen zu gehen.
Die circa 150 Konfirmanden von Joel hatten wir schon kennengelernt und Joel hat uns gefragt, ob wir mit ihnen nicht am Donnerstag eine Stunde Konfirmandenunterricht machen möchten. Wir waren zuerst ein bisschen unsicher, ob das eine gute Idee ist, weil es in der ersten Stunde so wirkte, als wären sie bibelsicherer als wir, aber Joel versicherte uns, dass auch ein Lied oder ein Spiel reichen würden.
Als Lied überlegten wir uns also “Halleluja, preiset den Herrn”. Nachdem die Jugendlichen den Text draufhatten, teilten wir sie in drei Gruppen ein: "Hallelu", "ja" und "Preiset den Herrn". Immer wenn sie selbst sangen, sollten sie aufstehen, und wenn die anderen sangen, sich hinsetzen. Es ging zwar etwas drunter und drüber, aber ich glaube, den meisten hat es Spaß gemacht.
Bei der Entscheidung für das richtige Spiel hatten wir etwas größere Schwierigkeiten. Spiele kannten wir viele, vor allem Lilli, weil sie in ihrer Gemeinde Teamerin ist. Allerdings ist es mit 150 Menschen etwas anderes, ein Spiel zu finden, das alle bei Laune hält. Zum Schluss haben wir uns für Menschenmemory entschieden. Ein paar Leute gehen zum Raten raus, während sich jeder einen Partner sucht und sich mit ihm zusammen eine Geste ausdenkt. Das sind die Paare, die von den Ratenden draußen aufgedeckt und zusammengefunden werden müssen. Wie das Kinderspiel Memory, nur eben mit Menschen. Das hat alles semioptimal geklappt. Nicht jeder kannte Memory und wir mussten die ganze Spielidee erklären. Außerdem haben nicht immer alle was zu tun, da von 150 Leuten immer nur zwei als Paar aufgedeckt werden.
Insgesamt hat es den meisten aber auch Spaß gemacht und es war zumindest etwas anderes im Vergleich zum Auswendiglernen der Bücher der Bibel.
Am Donnerstag sind wir auch wieder zurück ins Gästehaus gezogen. Wir haben also die Klimaanlage wieder gegen getrennte Zimmer und eine Küche getauscht. Und wir sind wieder fußläufig von der Stadt entfernt, das ist wirklich eine Erleichterung.
Freitag sind wir hier in die National Art Gallery gegangen und haben uns die Ausstellung angesehen. Sie war recht klein, aber die Kunst war ganz cool und mal was anderes, als was man in Deutschland vielleicht sehen würde.
Außerdem war es der letzte Tag, an dem wir Zeit mit Moritz verbracht haben. Er hat eine Stelle auf einer kleinen Farm im Nirgendwo gefunden.
Da wir am Wochenende unser Visum nicht beantragen können, weil das Ministry of Home Affairs dann geschlossen ist, haben Lilli und ich für Samstag einen Ausflug zu dem relativ nah gelegenen Daan Viljoen Park geplant. Ein 9 km langer Rundweg sollte uns da durchführen und mit etwas Glück konnte man viele coole Tiere sehen.
Wir sind früh morgens gestartet, damit wir nicht in die Mittagshitze kommen. Schon auf dem Weg mit dem Shuttle hatten wir Glück und haben in sehr weiter Entfernung eine Giraffe gesehen. Und mitten auf dem Weg standen auch kleine Kudus. Im Auto waren wir leider noch nicht bereit und haben keine Fotos gemacht, aber wenn es so losgeht, kann es doch nur super weitergehen. Wir hatten gehört, mit etwas Glück kann man auch Zebras entdecken.
Am Anfang der Strecke saßen direkt Affen, und als wir etwas weiter auf einem Berg waren, haben wir eine kleine Herde von Kuhantilopen entdeckt (möglicherweise, sie waren recht weit weg und die verschiedenen Antilopen und Böcke sehen sich echt ähnlich). Außerdem haben wir noch einen großen Kudu und einen Strauß gesehen, der da wie die Security vor den Eingängen der Lodges stand. Auch wenn wir keine Zebras und Giraffen von Nahem gesehen haben, war die Wanderung echt schön und wir haben viel von der Landschaft gesehen, die auch die ganze Stadt Windhoek umgibt. Obwohl wir um circa acht Uhr losgelaufen sind, kamen wir leider erst um 13 Uhr wieder an, sodass das mit dem Vermeiden der Mittagshitze nicht so gut geklappt hat. Die letzte Stunde bei 35°C war wirklich anstrengend, aber wir haben es geschafft.
Im Gottesdienst am Sonntag in der Efata Gemeinde wurde Abendmahl gefeiert. Uns wurde eigentlich gesagt, dass die Gottesdienste normalerweise zwei Stunden gehen, aber irgendwie haben wir immer besondere Anlässe erwischt, sodass sie bei uns immer drei Stunden dauern. Beim Abendmahl hatten wir übrigens das Gefühl, dass das kein Wein war, sondern etwas Hochprozentiges, jedenfalls hat es etwas gebrannt beim Trinken, sehr interessante Weiterentwicklung der lutherischen Kirche hier.
Danach haben wir uns wieder mit der Jugendgruppe getroffen und ein paar Gespräche über die Unterschiede zwischen Namibia und Deutschland geführt, vor allem in Bezug auf Landwirtschaft und Lebensmittelpreise und wie uns der Krieg in der Ukraine betrifft. Lilli und ich wussten im Vergleich zu den Jugendlichen hier relativ wenig über unsere Landwirtschaft. Wir haben erfahren, dass sogar hier in Namibia die Auswirkungen des Ukrainekrieges zu spüren sind. Namibia hat zum Beispiel Getreide aus der Ukraine importiert und muss es nun, weil es so teuer geworden ist, aus Südafrika beziehen.
Wir haben diese Woche also viel erlebt und gesehen. Hoffentlich erleben wir auch bald noch die Beantragung unserer Visa. Die Dokumente lassen nämlich weiter auf sich warten.
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