... das war das Motto unserer letzten Woche. Am Montag hielt Joel nämlich schlechte Nachrichten für uns bereit. Die Dokumente, die wir aus dem Norden brauchen, um unser Visum zu beantragen, sind immer noch nicht da und weil Joel am Mittwoch wegfahren wird, können wir diese Woche immer noch nicht unser Visum beantragen. Es heißt also weiter warten, bis es für mich endlich in den Norden zu meiner eigentlichen Einsatzstelle gehen kann.
Obwohl wir jetzt schon fast drei Wochen in Windhoek sind, haben wir immer noch viel zu entdecken.
Hier gibt es nämlich zum Beispiel ein Craft-Center, in dem handgefertigte Produkte direkt von den Einheimischen verkauft werden. Das haben wir uns am Dienstag angeguckt.
Am Mittwoch sind wir in die Nationalbibliothek gegangen und haben uns ein paar der Bücher angeschaut. Die Bibliothek ist nicht besonders groß, aber es gibt dort Bücher auf Englisch, Afrikaans, Deutsch und bestimmt noch einigen anderen Sprachen, die wir nicht erkannt haben. Gewundert hat mich, dass die Bücher nicht nach Sprachen, sondern nur nach Themen sortiert waren, also konnte man in fast jedem Gang auch ein deutsches Buch entdecken.
Nach der Bibliothek sind wir dann noch richtig traditionell essen gegangen. Pap mit gestampften Bohnen und Spinat. Diesmal vegetarisch, aber nicht unbedingt weniger gewöhnungsbedürftig. Der Spinat ist nämlich nicht wie in Deutschland oft tiefgekühlter Rahmspinat "mit dem Blubb", sondern Blattspinat, der hier angebaut, getrocknet und gekocht wurde. Da hier überall Sand ist und man den vielen Sand kaum von den Spinatblättern abwaschen kann, ist der Spinat entsprechend sandig. Wir hatten also Blattspinat "mit dem Crunch".
Als wir danach noch unsere letzte Stunde Sprachkurs bei Meme Maria hatten, hat sie uns Oshikundu mitgebracht. Das ist das Getränk, das wir auch schon an dem Kulturtag der Universität probieren durften. Wir wussten also, was auf uns zukam, wollten aber aus Höflichkeit nicht ablehnen. Tatsächlich hat es etwas besser geschmeckt, weil sie es mit Zucker gesüßt hatte. Danach haben wir noch das Wichtigste auf Oshikwanyama gelernt. Wenn wir etwas nicht essen wollen, weil wir denken, dass es uns nicht schmeckt, lehnen wir nicht einfach ab, sondern sagen "Onda kuta." – “Ich bin satt”, um die andere Person nicht zu beleidigen.
Am Donnerstag wollten wir endlich Lillis Einsatzstelle in Katatura besuchen. Hilma, die Pastorin, wollte uns ein Taxi bestellen, sodass wir nachmittags die Lehrkräfte kennenlernen und schon ein paar Kinder sehen können. Als um Viertel nach eins noch niemand da war, haben wir Hilma angerufen, um nachzufragen, wann denn jemand kommt. Verabredet war 13 Uhr. Hilma war leider nicht erreichbar. Also riefen wir nach einer weiteren Viertelstunde Warten erneut an. Wieder nichts. Etwas warten, immer noch nichts, bis wir um 15 Uhr beschlossen haben, dass es wohl keinen Sinn mehr hat, weiter zu warten. Am Abend stellte sich heraus, dass Hilma uns vergessen hat.
Na ja, um das Warten auf das Visum etwas erträglicher zu gestalten, wollten wir mal raus aus Windhoek, wenn schon nicht in den Norden, dann eben in den Westen. Ans Meer und zur Wüste, nach Swakopmund. Aus dem 35°C heißen Windhoek zum 17°C kalten Swakopmund in vier Stunden mit einem Bus-Shuttle. Wir sollten zwischen sechs und sieben Uhr abgeholt werden. Um 5:20 Uhr rief der Fahrer an, um zu fragen, ob wir schon wach seien. Waren wir nicht. Ab 5:30 Uhr sollten wir startklar sein. Das waren wir erst recht nicht. Also schnell fertig machen und die letzten Sachen packen. Kurze Zeit später waren wir fertig und standen in den Startlöchern. Der Fahrer jedoch ließ auf sich warten. Am Ende war es halb acht, aber immerhin konnte es jetzt losgehen.
In Swakopmund angekommen, sind wir direkt ans Meer gegangen. Der Atlantik mit Möwen und Pommes von der Frittenbude, dazu Kälte und Wind, es war fast wie an der Nordsee.
Nachdem wir uns im Waffelhaus gestärkt hatten, konnten wir abends sogar noch direkt vor unserer Haustür Livemusik genießen. Es war zwar ziemlich kalt und wir waren ziemlich müde, aber es hat uns trotzdem sehr gefallen.
Am Samstag haben wir dann einen Strandspaziergang Richtung Wüste gemacht. Nach einer halben Stunde haben wir die ersten Ausläufer der Wüste erreicht und konnten sehen, wie die Wüste auf das Meer trifft.
Auf dem Weg dorthin haben wir sogar noch etwas anderes entdeckt: Flamingos. Wir hatten noch nie Flamingos in freier Wildbahn gesehen und die haben da einfach ein paar Kilometer neben der Stadt gechillt. Vor allem wenn sie fliegen, sieht man ihr wunderschönes rosa Federkleid.
Abends gab es wieder Livemusik und wir haben ein paar Einheimische und Peter aus München kennengelernt, der zufällig als kleines Kind auch mal in Braunschweig zwei Straßenecken von Lilli entfernt gewohnt hat. Sonntag ging es dann schon wieder zurück in die 35°C. Die Abkühlung und der Tapetenwechsel haben uns wirklich gutgetan.
Oh je, das Visum ist ja wirklich kompliziert. Hoffentlich "flutscht" das jetzt bald. Ist der Teigling auf dem Teller ein Hefe-Kloß? Sieht irgendwie gefährlich aus und dann noch den Crunch. Der Kontrast 35 Grad zu 17 Grad in wenigen Stunden ist schon klasse. Wie ist der Blick auf den weiten Atlantik? Gibt's einen Unterschied zur Nordsee? Die Flamingos wirst Du in der Oker definitiv nicht sehen. Weiter viel Spaß und Erfolg. Toi, toi für's VISUM