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Gan Dahlia – Erstiwoche im Kindergarten

Aktualisiert: 27. Okt. 2022


Vorab

Ich arbeite in einem interreligiösen, bilingualen Waldorf-Kindergarten. Der Kindergarten heißt „Ein Bustan“ ("Spring in the Garden") und ist in Hilf, einem arabischen Dorf direkt neben Tivon. Es wird Hebräisch und Arabisch gesprochen und sowohl die jüdischen als auch die muslimischen Feiertage gefeiert. Es sind ungefähr 20 Kinder und momentan 1/3 Muslime und 2/3 Juden. Das Waldorfkonzept spielt vor allem im strukturierten Tagesablauf und in der Gestaltung der Räume eine Rolle. Die Eltern der jüdischen Kinder kommen aus Tivon und kennen meistens das Waldorfkonzept, da es in Tivon mehrere Waldorfschulen gibt. Die meisten arabischen Eltern finden das interreligiöse Konzept gut, bei dem der Kontakt zustande kommt. Die Eltern sind oft eingebunden und bilden eine nette Gemeinschaft. Sie haben uns auch ganz lieb begrüßt und falls wir irgendwas brauchen, können wir ihnen einfach schreiben.



Einrichtung

Der Kindergarten ist von innen in warmen und hellen Farben wie rosa und gelb gestrichen, es wird nur wenig Licht angemacht und ein paar Kerzen angezündet. Das ganze Spielzeug ist aus Holz, selbstgebastelt und selbstgenäht. Es gibt viele Ostheimer Figuren und Tiere, eine Spielküche, Bauklötze und Kapla, eine Eisen- und Murmelbahn und auch ein Puppenhaus. An der Decke hängen viele Tücher und auch viele gefilzte Feen und Figuren. Es sieht alles sehr gemütlich aus, ich habe auch ein Video für euch aufgenommen, damit ihr einen kleinen Eindruck bekommt.



Das Außengelände ist sehr sandig und staubig. Es gibt den neu gebauten Sandkasten mit vielen Töpfen und Pfannen zum Spielen. Außerdem einige Klettermöglichkeiten und durch die Bäume und ein Sonnensegel hat man auch genug Schatten. Ein Hasenstall mit vielen Häschen ist auch vorhanden.

Auch hier habe ich ein Video für euch gedreht.



Die Erzieherinnen

Esti spricht meistens Hebräisch und kann von allen auch am besten Englisch, trotzdem verstehe ich manchmal nicht wirklich, was sie mir sagen will. Sie ist von allem am strengsten, dennoch sehr lieb. Zahira lebt die Anthroposophische-Psychologie am meisten aus, sie spricht sehr ruhig und leise. Eigentlich spricht sie auch nicht, sondern singt alles, was sie den Kindern mitteilen möchte. Zudem verniedlichen sie alle Namen meistens mit irgendeinem Spitznamen, dann wird aus Alma - Almusch oder so. Summer spricht Hebräisch und Arabisch, sie möchte sehr gerne Englisch lernen und übt fleißig. ? kann eigentlich nur: "everything is super good", sie spricht vor allem Arabisch. Es gibt noch mehr Erzieherinnen, welche am Nachmittag kommen, allerdings kenne ich sie noch nicht wirklich. Die Verständigung läuft eigentlich nur über Zeichensprache und gebrochenes Englisch, aber wenn man alles genau beobachtet, versteht man doch relativ viel.

(Die Namen werden mit Sicherheit ganz anders geschrieben und ausgesprochen, nur leider habe ich keine Ahnung wie)


Die Kinder

Die Kinder texten mich auf Hebräisch zu und ich lächle sie dann an und sage: tov = gut. Wenn ich mich hinsetzte und etwas spiele, kommen sie gerne zu mir und wir spielen zusammen. Die Kinder lernen hier alles nachzumachen, deshalb ist es wichtig, dass man nicht nur in der Ecke sitzt, sondern entweder etwas singt oder spielt. Ich kann schon so 85 % der Namen und natürlich hat man auch schon ein paar Kinder, die man etwas mehr mag 😉. Nur wirklich auf mich hören wollen sie noch nicht. Es ist egal wie oft ich lehafsick bevakasha (Stopp, Bitte) sage, sie machen trotzdem weiterhin das, was sie wollen. Aber ich denke, es wird mit der Zeit immer besser werden.

Tagesablauf

Letzten Mittwoch war ich das erste Mal für einen halben Tag dort. Mittlerweile verstehe ich grob die Abläufe und das Konzept. Mein Tag beginnt damit, dass ich ungefähr um 7.20 die Wohnung verlasse und zur Bushaltestelle laufe. Dann kommt irgendwann ein großer Reisebus mit der Nummer 407 und ich steige in einen Bus voller Schulkinder ein. Nach ungefähr 7 Stationen steigen alle aus und ich bin die Einzige die bis Hilf fährt, leider macht der Bus zwei große Schlenker und fährt nicht einfach den kürzesten Weg. Aber auch das ist nicht so schlimm, da ich nur ungefähr 15 bis 20 Minuten mit dem Bus fahre. Allerdings wird mir auch immer etwas schlecht, da es auf der Strecke nur Kreisverkehre und Speedbumps gibt und die Busfahrer recht sportlich unterwegs sind.


Motive meiner morgendlichen Busfahrt.




Im Kindergarten angekommen, können die Kinder drinnen auf den großen Teppichen spielen oder an einem Tisch etwas Kreatives machen, an diesen Tisch sitze ich dann oft und helfe ihnen. Je nach Alter haben die Kinder ein Projekt wie Weben, Pompon oder Finger häkeln. Allerdings ist auch immer ein kleinerer Teil der Gruppe am Vormittag draußen. Sie denken, die Kinder träumen morgens noch, weshalb alles sehr ruhig beginnt. Gegen 10:00 Uhr ist dann das ganze Zimmer voll mit Spielzeug und alle Körbe wurden ausgekippt. Nun beginnen wir mit dem Aufräumen, was erstaunlich gut klappt. Nach dem dann alle nochmal auf dem Klo waren, singen wir im Kreis Lieder oder kullern uns Bälle zu. Ich versuche immer mitzusingen und mache fleißig die Bewegungen nach, welche die Erzieherinnen vormachen. Ich bin mir sicher, dass wir bei einem Lied in die Natur gehen und dann eine Eule und einen Frosch treffen, zumindest mach wir die Geräusche und Bewegungen nach. Um 11:00 Uhr gibt es dann etwas zu essen, was eine Erzieherin vorher zubereitet hat. Es ist immer vegetarisch und sehr lecker. Ich kann eigentlich auch immer Essen mit nach Hause nehmen. Es wird sonst einfach weggeschmissen und Maja und ich freuen uns. Beim Essen wird allerdings meistens nicht geredet. Es ist zwar ungewohnt, aber auch ganz entspannt eigentlich, zumindest fallen einem nicht die Ohren ab, da alle Kinder durch den Raum brüllen (Ganz liebe Grüße an alle Wildemannteamer:innen an dieser Stelle). Danach gehen die Kinder nach draußen und wir müssen abwaschen, Fegen und Saugen und die Klos putzen. Wir wechseln uns bei den Aufgaben immer ab und die Erzieherinnen sagen mir auch immer, dass ich das nicht machen muss, wenn ich es nicht will. Ich denke mir, aber es ist halt Arbeit und sie muss gemacht werden. Natürlich ist der Spaßfaktor gering, aber es ist schon okay. Dann schneide ich meistens noch das Obst und gegen 12:40 Uhr gehen wir alle wieder rein und singen im Stuhlkreis Lieder und essen Obst. Ab 13:00 Uhr werden die Kinder abgeholt und eigentlich immer nimmt mich dann ein Elternteil mit nach Tivon, sodass ich spätestens um 14 Uhr zu Hause bin. So laufen die meisten Tage im Kindergarten ab und mir gefällt es dort. Noch musste ich nicht in der Nachmittagsbetreuung aushelfen und ich glaube, das wird auch nur selten passieren.


Besondere Tage

Es gibt allerdings zwei besondere Tage im Kindergarten. Am Dienstag gehen wir immer in den „Wald“. Der Begriff ist zwar irreführend, da man in alle Richtungen die Häuser sehen kann, aber es gibt immerhin ein paar Kiefern und auch etwas Gestrüpp.


"Der Wald"

Das wird aber voraussichtlich mein freier Tag werden, da sie mich dort am wenigsten brauchen. Allerdings kann ich meinen freien Tag auch jede Woche verschieben, was sehr praktisch ist, falls man mal einen längeren Ausflug unternehmen möchte. Ich arbeite also meisten So.-Mo. und Mi.-Fr.

Freitag ist auch ein besonderer Tag, denn wir backen alle zusammen Challah und feiern Schabbat. Der Kindergarten endet freitags auch schon immer um 12:00 Uhr, also eine Stunde früher.


Soviel zu meiner ersten Woche im Kindergarten, ich werde euch auf dem Laufenden halten, wenn spannende Sachen passieren.

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