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Lilli null

Endlich Wind, Sand und Salzwasser

Was soll ich sagen, drei Wochen darauf zu warten ein Freiwilligenvisum zu beantragen kann schon sehr an den Nerven kratzen… . Aber nun gut, mein Lebensmotto wird hier wohl warten, warten und noch mehr warten werden. Kann ja irgendwie auch ganz nützlich sein :).

Die letzte Woche haben wir uns weiterhin mit ein paar möglichst touristischen Aktivitäten vertrieben. Wir waren im Craft Center, einem Ort, wo Einheimische ihre Kunst ausleben und auch direkt verkaufen und man durch lagerhausähnliche Räume schlendern kann. Außerdem gibt es dort einen Second Hand Laden (den bisher ersten, den ich hier entdeckt habe) und vor den Toren des Gebäudes ist die zweite LGBTQ+ Flagge auf den Boden gemalt, die überhaupt permanent in einem afrikanischen Land in der Öffentlichkeit zu sehen ist. Der Ort hat mir irgendwie ein ziemlich gutes Gefühl für eine bunte und vielfältige Zukunft gegeben und in mir Hoffnung auf das Kommende aufkommen lassen. Es ist und bleibt zwar eine Blase in der ich in Braunschweig lebe, aber es scheint ähnliche Blasen auch überall anders auf der Welt immer mal wieder zu geben :).


Bilder einer Künstlerin im Craft Center

Die LGBTQ+ Flagge vor dem Craft Center

Auch waren wir in der Nationalbücherei von Namibia, wo eine Menge beinahe antiquarische Bücher stehen, wobei ein erschreckend großer Teil auf deutsch geschrieben ist und noch Stempel von Deutsch-Südwestafrika in sich prangen haben.


Deutsche Bücher in der Nationalbibliothek

Stempel von Deutsch - Südwestafrika in manchen Büchern

Weiter ging es an dem Tag für uns mit einem traditionellen Essen bestehend aus Pap (einem Porridge), gestampften Bohnen und getrocknetem, durchaus sandigem, Spinat. Wir haben es tatsächlich geschafft die beiden einzigen vegetarischen Gerichte aus der Karte herauszupicken, doch gewöhnungsbedürftig waren sie dennoch. Da bin ich doch fast ganz froh hier in Windhoek so viel internationales Essen bekommen zu können.


Pap mir gestampften Bohnen und Pap mit sandigem Spinat

Und auch unseren Sprachkurs haben wir letzte Woche mit noch zwei weiteren Stunden abgeschlossen. Übung macht den Meister kann man da wohl nur zu sagen, die Sprache bleibt auf jeden Fall erstmal noch eine Herausforderung.

Am Freitag sind wir dann früh los nach Swakopmund. Wir hatten uns einen Shuttlebus bestellt, der mich schon um 4:50 Uhr mit einer Erinnerungsnachricht weckte, dass wir doch bitte ab 5:30 Uhr abfahrtbereit sein sollten. Nun gut, das waren wir dann auch beinahe und konnten so noch gute zwei Stunden darauf warten, dass der Shuttlebus uns um 7:15 Uhr dann auch tatsächlich vor unserer Haustür abholte. Wie gesagt, warten wird hier wohl noch zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Die Fahrt in dem Minibus war ziemlich entspannt, da er sogar klimatisiert war und wir konnten auf den vier Stunden, die wir über die „Autobahn“ in Richtung Küste gedüst sind endlich mal ein wenig von der Natur dieses Landes sehen. Die Zusammenfassung ist: Steppe, Berge und trockene baumähnliche Gebilde.


Ausblick auf der Hinfahrt

Als wir nach Swakopmund reingefahren sind, haben wir erstmal ein paar Leute in den Randvierteln herausgelassen, welche schon einen sehr krassen Kontrast zu der Innenstadt bilden, welche von den Kolonialbauten aus der Zeit der deutschen Besetzung geprägt ist. In den Randvierteln reihte sich eine Wellblechhütte mit verblichenem Holzzaun (der ein wenig wie Treibholz aussah) an die nächste. Alles war sandig und von Licht und Salzwasser verblichen und die Menschen stapelten sich an den vielen Grillständen am Straßenrand. Wir wurden dann am unteren Ende der Stadt nur 200 Meter vom Meer abgesetzt, da dort, in der letzten Straße Swakopmunds, unser Hostel war. Die Straßen waren breit, zwar auch sandig (den wird man hier einfach nicht los), aber gesäumt von Häusern mit festen Gemäuern und es kreuzte nur ab und zu ein Mensch den eigenen Weg.

Das Hostel zu finden war eine kleine Herausforderung. Zwar stand groß an der Hausfassade ‚Swakopmund Backpackers’ aber ein Eingang war weit und breit nicht zu sehen. Also haben wir einfach mal im Café nebenan nachgefragt und ein sehr hilfsbereiter Mensch hinter dem Tresen hat uns dann durch zwei Bars hindurchgeführt, hinter denen wir dann den Eingang zum Hostel gefunden haben. Die Tür war zwar offen, aber es war niemand da, von einer Rezeption ganz zu schweigen. Zum Glück haben wir aber eine Telefonnummer gefunden und die Frau am anderen Ende der Leitung hatte unsere Buchung via Airbnb zwar leider nicht erhalten, doch es war kein Problem in dem Schlafsaal mit 15 Betten noch zwei für uns zu beziehen, da an dem Abend nur zwei andere Gäste dort schliefen.

Das Hostel war aber wunderschön, trotz der Größe des Schlafsaales sehr gemütlich und hat mir sofort ein internationales Gefühl und mehr Lust auf Reisen gegeben.


Der Schlafsaal im Hostel

Dann haben wir natürlich auch direkt Pommes von einem Stand direkt am Meer gegessen, Möwen beobachtet und hatten bei dem kalten und klammen Wind fast das Gefühl bei Eli in England zu sein :). Außerdem sind wir auf der wohl südlichsten deutschen Seebrücke ein Stück in den Atlantik hineingelaufen.


Die südlichste deutsche Seebrücke

Am Samstag haben wir dann einen Spaziergang am Strand entlang in Richtung der Namib Wüste gemacht. Auf dem Weg konnten wir viele Steine und Muscheln betrachten, große Betonklötze, die einmal eine Eisenbahnbrücke bildeten und sich inzwischen vom Meer zurückgeholt werden, und sogar Flamingos! Wir sind dann bis in die ersten Ausläufer der Namib Wüste hineingelaufen, welche dort auf den Atlantik trifft und konnten das erste Mal in unserem Leben echten Wüstensand unter unseren Füßen spüren. Und das auch noch in der ältesten Wüste der Welt!


Flamingos direkt am Ortsende
Betonklötze am Strand, welche mal eine Eisenbahnbrücke bildeten

Erste Ausläufer der Namib Wüste
Füße im Wüstensand!
Das Meer :)

Die Stadt mit den Kolonialbauten haben wir uns natürlich auch angeschaut und es war wirklich ein krasses Gefühl, all diese Häuser hier am anderen Ende der Welt zu sehen. Schilder wie „Bismarck Apotheke“, „Fachwerk Biergarten“ oder „Altes Amtsgericht“ fielen uns immer wieder ins Auge. Es hat sich auf jeden Fall nicht wirklich nach Namibia angefühlt.


Bismarck Apotheke
Altes Amtsgericht

Fachwerk Biergarten

Die Abende haben wir im Innenhof des Hostels verbracht, was wunderschön war, da dort eine Bar mit Live Musik war und wir dementsprechend ausgehen konnten, ohne wirklich auszugehen, denn dies sollte man hier im Dunkeln wirklich nicht mehr tun. Wir haben also Bier getrunken, die Musik genossen und am zweiten Abend auch zwei sehr nette musikbegeisterte Typen aus Swakopmund kennengelernt und einen Geologiestudenten namens Peter, welcher aus München kommt aber vor gut 15 Jahren mal zwei Häuserecken von mir entfernt gewohnt haben muss. Wen man nicht alles so trifft in dem Land mit den zweitwenigsten Einwohner*innen der Welt. Durchaus skurril und sehr amüsant. Was nur wirklich auffallend ist, ist wie sehr sich hier die Hautfarben doch immer noch trennen, denn in der Bar waren fast nur weiße Menschen zu sehen und dies ist uns schon vorher in Windhoek immer wieder aufgefallen. Es überrascht mich durchaus immer wieder, da ich irgendwie doch gehofft hatte, dass in einem Land auf der anderen Seite der Welt vielleicht ein größeres Miteinander wäre, als in Deutschland. Mal schauen, wie oft ich das hier noch werde beobachten können.



Es war wirklich toll endlich mal aus unserem Warten hier in Windhoek herauszukommen und auch aus der Hitze. Die 15 Grad mit Wind, Sand und Salzwasser haben es mir schon sehr angetan und ich denke, an diesen Ort wird noch öfter ein Wochenende Trip unternommen, denn der Frühling hier im Landesinneren hat inzwischen entspannte 38 Grad mit dauerhaftem Sonnenschein angenommen… .

Am Sonntag sind wir dann wieder zurückgefahren und wurden direkt wieder in unsere inzwischen etwas nervtötende Realität hier hineingeworfen, denn die Dokumente aus dem Norden, welche wir für unsere Visabeantragung brauchen, lassen nach wie vor auf sich warten. Doch dazu hoffentlich im nächsten Blogeintrag etwas mehr und positiver :).

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