Jetzt ist es schon eine Weile her, seitdem ich das letzte Mal einen Blogeintrag verfasst habe, aber ich möchte trotzdem mit meiner ersten vollen Woche hier im Norden weitermachen.
Endlich kann ich meine Einsatzstelle im Kindergarten kennenlernen. Genau genommen ist es nicht nur ein Kindergarten, sondern auch eine Vorschule. Das heißt, die Kinder lernen die Buchstaben und Zahlen und was sie bedeuten. Da die Kinder hier jetzt zum Ende des Schuljahres schon den Stoff draufhaben, den sie können müssen, lernen sie sogar schon ein bisschen rechnen mit Plus und Minus und alle können mindestens ihren Namen schreiben.
Die Schultage sehen für mich so aus, dass die Kinder ab 7 Uhr im Kindergarten ankommen. Bis 8 Uhr können sie dann erst mal spielen und um 8 Uhr beginnt die erste Stunde. Um 9:50 Uhr ist dann Frühstückspause und nachdem alle aufgegessen und anschließend gespielt haben, geht es mit einer weiteren Unterrichtsstunde von 11 Uhr bis 12 Uhr weiter. Um 12 Uhr werden die meisten dann abgeholt und die restlichen Kinder können spielen, bis sie spätestens um 15 Uhr abgeholt werden.
Am Montag waren Ndamona und ich allerdings nicht bis 15 Uhr im Kindergarten. Wir sind in die Bibliothek gefahren, um Briefe zu schreiben. Da Ndamona keinen eigenen Computer und auch kein Internet hat, fährt sie immer in die Bibliothek, um Briefe für die Schule zu schreiben. Die Computer dort sind günstig und das Drucken kostet einen Namibia-Dollar, also ungefähr 6 Cent. Der Brief, den wir an diesem Tag zusammen geschrieben haben, ging an den Etosha National Park, denn Ndamona plant, mit ihren Kindergartenkindern einen Ausflug dorthin zu machen. Am 4. November wird es so weit sein und ich werde auch mitfahren. Ich hoffe sehr, wir werden Löwen sehen, aber davon berichte ich dann, wenn es so weit ist. Tatsächlich hatte ich Glück, dass wir in die Bibliothek gefahren sind und nicht im Kindergarten warten mussten, bis das letzte Kind abgeholt wurde, denn die Kollegin erzählte uns später, dass der Letzte erst um halb sechs abgeholt wurde.
Da ich selbst nicht so gut malen kann, bin ich ein großer Fan davon, Papier zu falten. Zu Hüten und Booten und Papierfliegern zum Beispiel. Genau das habe ich dann auch den Kindern gezeigt. Einige hatten Schwierigkeiten, das Papier genau zu falten, sodass man ein bisschen helfen musste, damit der Hut am Ende nicht auseinanderfällt, aber insgesamt hat es den Kindern Spaß gemacht und sie haben sich gefreut, etwas selbst gebastelt zu haben.
Außerdem haben die Kinder die Farben wiederholt und dafür einen Regenbogen gemalt. Dazu gibt es auch ein Lied, das fast die ganze Woche gesungen wurde. Ich glaube, ich werde nie wieder vergessen, welche Farben der Regenbogen hat: „Red, orange, yellow, green, blue, purple, pink, red, orange, yellow, green, blue, purple, pink. It’s a rainbow, it’s a rainbow, it’s a beautiful rainbow in the sky. It’s a rainbow, it’s a rainbow, it’s a beautiful rainbow in the sky.“
Seit Anfang der Woche hatten wir übrigens wieder kein Wasser mehr im Haus. Wir mussten also wieder von dem Wasser aus dem Kanister leben. Der Kanister fasst 25 Liter. Das reicht mit Waschen, Kochen und Trinken etwas länger als einen Tag. Das bedeutet, dass wir diesen Kanister regelmäßig auffüllen müssen. Wenn der Kanister leer ist, kann man ihn gut transportieren. Ist er voll, ist er aber entsprechend schwer und man schleppt sich kaputt. Zum Glück kennt Ndamona genug Taxifahrer, die für einen kleinen Aufpreis direkt bis vor unsere Haustür fahren und manche sind sogar so nett und tragen ihn bis ins Haus. In der Mitte der Woche haben wir sogar noch einen zweiten Kanister gekauft, damit wir nicht ständig neues Wasser holen müssen.
Mein einziges Problem ohne Wasser aus der Leitung war, dass ich mir nicht die Haare waschen konnte. Nachdem ich das Waschen dann ein bisschen hinausgezögert hatte, um zu warten, ob das Wasser nicht doch wieder zurückkommen möchte, habe ich Ndamona nach einer Lösung gefragt. Schließlich hat sie mir geholfen, meine Haare im Garten zu waschen, indem sie mir immer wieder Gläser mit Wasser über den Kopf schüttete.
Diese Woche bin ich hier sogar zum ersten Mal auf der Ladefläche eines Pickups mitgefahren. Ich habe hier schon einige Leute gesehen, die so unterwegs sind, aber vorher hatte es sich nie ergeben, dass ich da auch mal mitfahre. Nun hatten aber Freunde von Ndamona Zement für sie besorgt und mit einem Pickup transportiert und so konnten wir beide, nachdem sie uns auf dem Rückweg vom Kindergarten abgeholt haben, mitfahren.
Samstag hatten wir zwischendurch plötzlich wieder Wasser. Der Wasserdruck war sogar stark genug, um zu duschen, und ich kann sagen: Nach fast einer Woche ohne Wasser und über 30°C habe ich die Dusche sehr genossen.
Leider war es mit dem Wasser nur ein kurzes Vergnügen, denn am Sonntag war es auch schon wieder weg. Morgens sind wir dann in die Kirche gegangen und ich habe die Gemeinde kennengelernt. Ndamona wusste leider nicht genau, wann die Kirche anfängt, also sind wir vorsichtshalber um 9 Uhr da gewesen. Sie startete allerdings erst um Viertel vor zehn. Und ich hatte mir mal wieder genau den richtigen Tag ausgesucht, um in die Kirche zu gehen, denn nach dem Gottesdienst wurden noch Spenden gesammelt, sodass wir bis halb zwei, also insgesamt viereinhalb Stunden in der Kirche saßen, und es war nicht unbedingt angenehm kühl. Nach dem Gottesdienst haben wir dann wieder unsere Wäsche gewaschen. Immer noch ohne Wasser, haben wir dafür zuvor unsere Kanister wieder aufgefüllt und dann ging es mir sogar schon etwas leichter von der Hand als in der letzten Woche.
Wieder mal ganz neue Eindrücke aus Deinem Alltag. Ist das bei den Kids auch schon so eine Art von Schuluniform mit den grauen Shirts? Und dann als Kindergartenkind schon um 7:00 Uhr auf der Matte stehen, Hut ab. Wo ich noch überlege, ist die Torte im Gesicht. Ein Gag, oder ein Brauch? Das mit dem Wasser ist echt ein Horror, wenn man nicht weiß, wann es fehlen wird. Halte durch und viel Glück...
LG
Reiner