Diese Woche startete mit Halloween, na ja zumindest theoretisch. Denn hätte ich nicht von Freunden gehört, dass sie eine Halloweenparty veranstalten, hätte ich Halloween wahrscheinlich gar nicht mitbekommen. Zumindest hier bei mir im Norden von Namibia wird das nämlich gar nicht gefeiert. Stattdessen ging für mich die Schule ganz normal los, mit dem Unterschied, dass ich diese Woche in Okatope bleibe und schon um 12 Uhr Schluss habe, was eine entspannte Abwechslung darstellt.
In Okatope gibt es keinen Supermarkt und immer, wenn wir etwas einkaufen wollen, müssen wir mit dem Taxi in die nächstgrößere Stadt nach Oshikango fahren. Das empfinde ich als einigermaßen nervig, vor allem, wenn man sich nach dem Einkaufen mit den Einkäufen zu fünft in ein Taxi quetscht. Da jeder Kunde, der mitfährt, Geld bringt, fahren die Taxifahrer nämlich nur selten los, bevor sie voll besetzt sind. Was diese Situation aber definitiv aufwertet, ist die Tatsache, dass wir nach jedem Einkauf ein Eis bei Hungry Lion essen. Das ist eine Fast-Food-Kette wie KFC, bei der es hauptsächlich frittiertes Hähnchen gibt, aber eben auch Softeis mit verschiedenen Toppings. Da ich hier bei 36°C praktisch jeden Tag ein Eis gebrauchen könnte, es hier aber keine Eisdielen gibt, wertet es das Einkaufengehen für mich sehr auf.
Am Mittwoch habe ich dann endlich den Pastor der Gemeinde persönlich kennengelernt, der theoretisch für mich verantwortlich ist, weil ich offiziell eine Freiwillige der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia bin. Da der Pastor aber die letzten Wochen krankgeschrieben war, hat es ein bisschen gedauert, bis ich ihn kennenlernen konnte. Leider hat Reverant Kanana, der hier im Norden für Jannik und mich verantwortlich ist, nicht mit dem Pastor gesprochen, was eigentlich seine Aufgabe ist. Dadurch gibt es auf Seiten des Pastors, glaube ich, noch ein paar Unklarheiten, die aber nicht dazu führten, dass ich nicht herzlich aufgenommen wurde. Nachdem ich jetzt also dem Pastor vorgestellt wurde, konnte ich auch den Jugendchor der Gemeinde kennenlernen. Ich habe Ndamona von Anfang an erzählt, dass ich super gerne einem Chor beitreten würde, und dieser Gemeinde-Jugendchor ist das Ergebnis. Die Sänger waren gerade mitten in der Probe und ich wurde dann kurzerhand vorgestellt und begrüßt. Sie wirken alle sehr nett, aber zu den Chorproben schreibe ich nächste Woche mehr, denn mehr als die Vorstellung passierte an der Stelle erst mal nicht.
Was diese Woche noch anstand, war die Fahrt mit dem Kindergarten in den Etosha-Nationalpark. Am Freitag ging es endlich los und die Kinder waren schon seit Wochen gespannt und aufgeregt. Ich übrigens auch. Da es Jannik als Nachzügler inzwischen auch in den Norden geschafft hatte, konnte er uns sogar begleiten und wir haben ihn morgens auf dem Weg eingesammelt. Das letzte Mal hatten Jannik und ich uns noch in Deutschland gesehen. Irgendwie verrückt, dass wir jetzt tatsächlich beide in Namibia sind.
Die Fahrt in den Nationalpark war der Wahnsinn. Wir haben einfach alle Tiere gesehen, die man da so sehen kann. Zum Teil kamen einem die Tiere super nah. Wahrscheinlich sind sie so an Besucher gewöhnt, dass sie keine Angst mehr vor Autos und Bussen haben. In meiner Vorstellung war dieser Nationalpark riesig groß und auf den Wegen, die von den Autos der Besucher befahren werden, herrschte trotzdem viel Verkehr. In Wirklichkeit waren die Wege jedoch relativ einsam. Vielleicht lag es daran, dass wir nicht in der Hauptsaison da waren. Nur hin und wieder sah man mal einen anderen Bus oder ein anderes Auto und dann oft gefüllt mit weißen Touristen. Über die Tiere möchte ich gar nicht so viele Worte verlieren, da ist es wohl am besten, wenn ich hier einfach ein paar Bilder zeige.
Ein rennendes Warzenschwein
Eine rennende Gnuherde
Elefanten, Giraffen und dann auch noch Zebras
Es war also alles mit dabei, außer einem Löwen, aber so haben wir wenigstens einen guten Grund, zusammen mit Lilli noch mal wiederzukommen.
Nach Etosha war der Tag für Jannik und mich allerdings noch nicht zu Ende. Denn Jannik wurde zusammen mit den Lehrerinnen von seiner Schule zu einer Hochzeit eingeladen, die auf dem Schulgrundstück stattfand und für die an diesem Tag sogar die Schule ausfiel. Und weil ich unbedingt gerne mal eine Hochzeit hier erleben wollte, konnte ich Jannik begleiten. Diese Hochzeit war einfach riesig. Ich bin wirklich nicht gut im Schätzen, aber da waren bestimmt 200–300 Leute. Und es war wirklich eine Show mit Moderatorin und Auftritten und wahnsinnig viel Essen. Das Einzige, was fehlte, waren ab ca. halb zehn die Getränke. Was in Deutschland eine der schlimmsten Sachen wäre, die auf einer Feier passieren können, dass die Getränke ausgehen, wird hier geschickt genutzt, um die Leute freundlich rauszuschmeißen.
Halb zehn war für uns und die Lehrerinnen allerdings noch keine Zeit, um den Tag enden zu lassen. Also haben sie beschlossen noch in einen Club zu gehen und wir haben beschlossen mitzukommen. Wir dachten, den Tag noch bis ein oder zwei Uhr spaßig weiter zu gestalten, die Lehrerinnen jedoch dachten, den Tag bis fünf Uhr tot zu feiern. Zumindest hat es sich für uns so angefühlt. Das könnte auch dem Umstand geschuldet sein, dass wir schon seit fünf Uhr morgens auf den Beinen waren, weil wir für Etosha so früh aufstehen mussten. Die letzten zwei bis drei Stunden waren auf jeden Fall etwas anstrengend und ich war einfach nur müde. Jetzt noch ein Taxi zu bekommen war jedoch unwahrscheinlich und so harrten Jannik und ich tapfer bis fünf Uhr morgens aus und wurden dann von den Lehrerinnen nach Hause gebracht. Für mich verlief die ganze Sache sogar noch etwas glimpflicher, weil ich als Frau nach einer Weile zumindest "nein" zu weiteren alkoholischen Getränken sage konnte. Jannik hingegen kam weniger leicht drum rum, das Bier abzulehnen.
Samstag konnten wir dann ein bisschen ausspannen. Diese Pause konnten wir auch gut gebrauchen, denn am Sonntag ging es direkt weiter mit dem Feiern. Diesmal eine Taufe und zwar von dem Patenkind von Mister Nekongo, Janniks Gastgeber. Von Janniks Wohnung aus haben wir uns also früh morgens auf den Weg zu Mister Nekongos Dorf gemacht, noch einen Happen gegessen und sind dann auf der Ladefläche eines Pickups zur Kirche gefahren.
Unter einem Dorf oder einem Village, wie es hier heißt, darf man sich übrigens kein Dorf wie in Deutschland vorstellen. Es ist vielmehr ein relativ großes Grundstück, auf dem jedes Familienmitglied ein kleines Häuschen baut. Da die Familien hier ziemlich groß sind, entsteht so ein kleines Dorf. Vor allem die Ältesten der Familie leben dort. Die Jüngeren leben meistens in der Stadt, weil es dort mehr Arbeit gibt, aber zu Feiertagen und Festen kommen alle nach Hause.
In dem Gottesdienst wurden noch fünf andere Kinder getauft, aber trotzdem dauerte er nicht allzu lange. Bevor die Gemeinde die Kirche allerdings verlassen konnte, wurde noch eine Stunde lang eine Bibeleinführung abgehalten. Am Ende saßen wir also doch wieder drei Stunden in der Kirche. Danach ging jedoch endlich die Feier im Dorf los. Zuerst saßen wir noch etwas mit der Familie zusammen und gegen Mittag gab es dann Essen. Wie auf der Hochzeit bestand das Essen bei einer solchen Feierlichkeit aus verschiedenen Salaten (alle mit Mayonnaise, also Kartoffel- und Nudelsalate), etwas Gemüse, dem traditionellen Hähnchen und einer Ziege. An das Ziegenfleisch kann ich mich wirklich nicht gewöhnen. Ich find es immer noch einfach nur zäh, aber aus Höflichkeit habe ich trotzdem ein Stückchen gegessen. Die Salate und das Gemüse hingegen waren sehr lecker. Am Nachmittag bin ich dann mit dem Taxi nach Hause gefahren. Es war ein Weg von circa 40 Minuten und meine erste Taxifahrt, bei der ich alleine war. Mister Nekongo war aber so nett und hat mich in ein Taxi gesetzt, dessen Fahrer er kannte, und dem Fahrer auch noch genau gesagt, wo ich hinmöchte. Es konnte also nichts passieren und so bin ich auch wieder sicher zu Hause bei Ndamona angekommen.
Der Ausflug in den Etosha-Park ist interessant. Im deutschen Fernsehen, war ein Bericht über den Park. Die Reportage handelte von einer Reisegruppe, die quer durch Namibia mit dem Zug gefahren ist. Auch Du konntest die Tiere aus nächster Nähe sehen. So ein Elefant, oder eine Giraffe sind schon majestätisch.
So eine große Hochzeit und dann um halb zehn Getränke leer, cooler move 😎.
Viel Spaß im Chor....