Weiter gehts mit dem zweiten Tag der Hochzeit und so beginnt in meinem Zimmer gegen 5 Uhr morgens schon das Treiben nach meh oder weniger guten 5 Stunden Schlaf. Ich hatte in dem Zimmer mit dem Bräutigam, Mr. Nekongo und noch einigen weiteren Männern nächtigen dürfen, während Elisa ein eigenes Zimmer bekommen hat. Grund dafür war, dass sie als Frau natürlich nicht mit den Männern in einem Raum schlafen darf. Am Morgen sitzen wir erst einmal verschlafen im Innenhof herum und beobachten, wie das Treiben beginnt. Denn dieser Tag war bis nachmittags der Vorbereitung der Hochzeitsfeier im Village des Bräutigams vorbehalten. Schließlich beginnen neben uns zwei freundliche Frauen mit der Vorbereitung der Salate für die Feier und wir kommen uns ins Gespräch. Schließlich bieten wir Maria, die sich als Lehrerin in Ondangwa offenbarte, an ihr bei den Vorbereitungen zu helfen. Eine super Sache, weil so hatten wir etwas zu tun, bekamen Einblicke in die Zubereitung der leckeren Speisen und nahmen gleichzeitig den Frauen etwas Arbeit ab. Somit schnippelten wir gekochte Eier, Rote Bete und Zwiebeln in Massen bis unsere Finger wund wurden.
Perfektes Timing, naja aufjedenfall Team Salate am Schnippeln.
Plötzlich hörten wir einen Schuss und Maria erklärte, dieser käme von dem Gehege mit den Kühen. Die Kühe würden getötet und dann für den Abend vorbereitet. Also machten wir uns nach erst einmal getaner Arbeit auf den Weg zu dem Gehege, um alles zu beobachten. Irgendwie wollten wir beide Wissen wie die Kühe hier getötet und zubereitet werden. Wir beide hatten sowas noch nie gesehen oder miterlebt. Am Gehege angekommen eröffnete uns eine durchaus ungewöhnliche sowohl als auch interessante Szenerie. Es wurden frisch getötete Kühe gehäutet, ausgenommen und schließlich in die Einzelteile zerteilt. Es war spannend zu sehen, wie beim Prozess von einer Kuh mit Haut bis zu den fertigen Fleischstücken, die später auf dem Teller landeten vorgegangen wird. Etwas befremdlich war es jedoch auch. Wirklich spektakulär und schrecklich wurde es wenige Momente später.
Emsiges Treiben im Kuhgehege. Eklige sowohl als auch faszinierende Einblicke.
Denn nun begann die Masseneliminierung der restlichen Kühe. Ich glaube ganz tief ins Detail gehen muss ich hier nicht. Denn ich möchte nicht noch jeden Lesenden traumatisieren. Ich denke trotzdem sollte ich darüber informieren, wie die Kühe hier getötet werden. Festzuhalten ist das ganze läuft anders als in Deutschland. Hier wird der Kuh in den Kopf geschossen, nur leider hat das meistens nicht zum unmittelbaren sterben der Kuh geführt und so begann ein sehr unschöner und grausamer Prozess. Die Kuh wurde im Anschluss durch ein Seil mit dem Kopf eng an einem Baum fixiert und nun kam ein langes Messer zum Einsatz mit dem die Kuh dann final getötet wurde. Als letztes wird der Kuh dann noch die Kehle durchtrennt. Von Erzählungen, dass es manchmal sehr lange gedauert hat bis die Kuh tot war und den Schreien der verwundeten Kühe, verschone ich euch mal lieber.
Die alles koordinierende Person erklärt uns danach, dass 17 Kühe in dem Gehege seien bzw. gewesen seien. Also wirklich eine ganze Menge, wenn man überlegt, dass alleine eine Kuh schon eine Menge Fleisch bringt. Außerdem hätten einige Teile der Kuh eine besondere Rolle. So bekämen die Menschen, die beim Schlachten und Verarbeiten geholfen haben, den Nacken der Kuh. Der Kopf gehe als Zeichen des Respekts jeweils an gute Freunde oder wichtige Familienangehörige des Bräutigams. Dazu hatte die Lunge der Kuh auch irgendeinen wichtigen Zweck den ich aber leider vergessen habe.
Nach dem Häuten und Zerhacken in kleinere Teile, wird alles nach und nach
mit den Pick-Ups ins Village zur Kochstelle gebracht.
Um die Thematik Tierverarbeitung hier abzuschließen, möchte ich zum Abschluss zweierlei formulieren. Zum einen war es zwar spannend zu sehen wie die Tiere hier getötet werden, dennoch aber vor allem verstörend und wirklich unschön. Das hat mich erstaunt, da ich irgendwie dachte, dass die Tiere hier auf die traditionelle Weise weniger brutal getötet werden. Zum anderen finde ich es aber hier wirklich gut, dass der Bezug zwischen dem Stück Fleisch auf deinem Teller und dem Tier, welches dafür leben, wachsen und sterben musste nicht verloren geht. Es wird wirklich alles vom Tier gegessen bzw. verwendet und dazu hat jeder der Fleisch isst schon einmal gesehen, wo es herkommt und meist auch selber schon eins getötet. In unserer Kultur in Deutschland ist der Bezug zum Tier vollständig verloren gegangen. Wenn man das meist perfekte fertige Steak vor sich hat, ist die Verbindung zu dem zugehörigen Tierleben fast vollständig verloren.
Nach den Ereignissen machten wir eine Tour ums Gelände und landeten schließlich wieder innerhalb in der Kocharea und schon hatte Maria eine neue Aufgabe für uns. Wir duften beim Vorbereiten des Fleischsalates helfen. Dafür schnitten wir das frisch geschlachtete und fertig gegarte Rindfleisch in kleine Würfel. Etwas befremdlich war es schon, nach dem erlebten, jetzt schon das Fleisch dieser Kühe zu schneiden.
Interessant zu sehen wie auch an der Kochstelle noch die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau
herrscht und so die Männer das Fleisch auch noch in die kleinen Stücken schneiden
und die Frauen es dann aber schließlich kochen.
Etwas später trafen wir außerhalb ein paar Leute, mit denen wir am Vortag Fotos gemacht hatten und diese schlugen uns vor kurz mal nach Angola rüberzugehen. Wir waren tatsächlich wenige hundert Meter von Grenzübergang entfernt. Also spazierten wir kurz rüber nach Angola und dann wieder zurück. Auflösung, abgesehen von dem Wissen in einem anderen Land zu sein, war alles genau gleich. So auch die Sonne, also kassierte ich einen leichten Sonnenbrand an den Armen, die ich leider ausnahmsweise mal nicht eingecremt hatte.
Schwubs die Wubs sind wir mal rüber nach Angola spaziert und was
ein Wunder es sieht genau gleich aus alles.
Mittlerweile schon später Nachmittag kommt der Bräutigam mit Braut in einem weiteren festlichen Umzug beim Village an. Zuvor hatten wir noch bei Linda (jmd. den wir kennengelernt haben) und ihren Leuten die Zeit verbracht und ein weiteres Mal viel zu viel essen bekommen. Der Bräutigam hatte also die Braut aus ihrem Village abgeholt und so ging es auch hier beim Village des Bräutigams unter einen großen Baum und die Zeremonie vom Vortag wiederholte sich.
Das festliche Einziehen von Braut und Bräutigam ins Village.
Bevor es weiter im Plan geht möchte ich hier auch nochmal eine Sache, die auch Teil der Erfahrung Owambo-Hochzeit war teilen. Diese ist als einzige weiße Personen eine bestimmte Aufmerksamkeit zu bekommen. Zum einen kann das sehr positiv sein und einen zu einem schön Gesprächseinstieg bringen. Jedoch kann das Ganze auch etwas ungemütlich sein, wenn Menschen dich anstarren, du mitbekommst das sie über dich reden oder doof vor dir posieren für Fotos ohne nach welchen zu fragen. Diese Dinge vor allem letzteres sind zum Glück die Ausnahme, aber dennoch können wir nun nachvollziehen, wie es ist sehr stark durch Andersartigkeit aufzufallen und dass das auch wirklich unschön sein kann.
Nun aber weiter bei der Hochzeit, denn es war wieder Zeit im großen festlichen Zelt Platz zu nehmen und es gab nach einer leider eher schlechten Live Show lecker lecker essen. Wir ließen es uns schmecken und waren glücklich über Phillip aus Ondangwa eine Mitfahrgelegenheit gefunden zu haben. Und so fiel ich schließlich gegen 23 Uhr am Samstag nach zwei vollen Tagen erschöpft aber zufrieden in mein eigenes Bett.
Das große Hochzeitszelt vom Samstag. Noch ohne Brautpaar, dieses muss noch fleißig Hände schütteln.
Ich hoffe ihr habt beim lesen dieses sehr langen und ausführlichen Blogs Spaß gehabt. Nun da ich wieder in Ondangwa bin, möchte ich wieder etwas Zeit dem Blog schreiben widmen und werde euch bald auch in kurzer Form von den Reisen berichten. Für alle, die schon einmal wissen wollen, wo wir so unterwegs waren, gibt es meinen Instagram-Kanal, auf dem man in den Story-Highlights einige Momente unserer Reise anschauen kann
Kala po nawa!
(Macht’s gut!)
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