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AutorenbildJannik Pischke

Der XXL-Hochzeitsblog - Teil 1

Hallo und herzlich willkommen zurück.

Nach langer Abstinenz komme ich nun zum Veröffentlichen des großen Artikels von Anfang Dezember über Hochzeiten in der Owambo Tradition. Jetzt folgt das Hochzeitswochenende mit einer Vielzahl an schönen und interessanten Eindrücken und auch einem leicht traumatisierenden Erlebnis.


Die Hochzeit

Am Freitag morgen, dem 18. November, begebe ich mit dem Taxi in Richtung Norden und treffe an einem ausgemachten Spot Elisa. Von diesem werden wir von Mr. Nekongo abgeholt und wir begeben uns fast direkt auf den Weg zur Kirche, wo die kirchliche Trauung stattfinden wird.

Fast direkt, da der Tank seines Pick-Ups leer ist und da so der Vorteil zur Nähe zu Angola ausgenutzt werden kann. Denn hier ist der Sprit unglaublich teuer (fast so teuer wie in Deutschland) und in Angola ist dieser sehr günstig. Das liegt daran, dass Angola reichlich eigene Ölvorkommen hat und sich so selber versorgen kann. Ganz anders als Namibia, welches aus mehreren Gründen den Sprit aus Angola nicht importiert und somit auf den Import aus der Ukraine angewiesen ist. Ein auch vor dem Russland-Ukraine-Krieg schon nicht ganz günstiges Unterfangen, welches mit dem Kriegsausbruch zum Preisdesaster wurde. Doch für die Menschen im Norden, die die richtigen Leute kennen, gibt es einen Ausweg. Denn es gibt Menschen aus Angola, die in 5L Tanks angolischen Sprit über die Grenze schmuggeln und somit können manche illegal für weniger als die Hälfte des hier geltenden Preises tanken gehen.


Auf dem Weg zum Tanken. Im Hinergrund die Türme der Grenze zu Angola.

So danach geht es aber dann wirklich zur Trauung. Angekommen warten wir mit allen zusammen vor der Kirche auf den Beginn der Zeremonie, wobei man sagen muss, abgesehen von kurzen, netten Gesprächen stehen wir zu zweit ziemlich isoliert herum. Dann geht die Zeremonie los, wir setzen uns mit Mr. Nekongo in eine Reihe und sind im Anschluss mal wieder sehr traurig so gut wie nichts verstehen zu können. Immerhin war es eine kirchliche Trauung in einer anglikanischen Gemeinde und somit vom Ablauf auch nicht groß unterschiedlich als die kirchlichen Trauungen bei uns. Anders war aber, dass die Eltern der Braut und des Bräutigams ihr Kind offiziell vorne freigeben mussten und ihren Segen aussprachen. Auf die Trauung, in der oft auf typisch Owambo-Weise gejubelt wurde (gibt es später in Videos zu hören) und besondere „Tierhaarpüschel“ von älteren Frauen in die Luft gereckt wurden, folgten noch einige Reden von Angehörigen. Zu diesem Anlass werden wir ohne vorgewarnt zu werden von Mr. Nekongo, der als eine Art Moderator für die Reden tätig war, für alle als Gäste aus Deutschland vorgestellt. Eine Sache an die man mittlerweile schon geringfügig gewöhnt ist und die im Nachhinein gut war, da die Leute so schon einmal wussten, was wir bei der Hochzeit machten. Im Gesamten war die Zeremonie nicht zu lang...ich glaube sie ging 2 Stunden.


Alle wichtigen Leute für die Hochzeit auf einem Bild versammelt.


Doch die kirchliche Trauung war nicht der Beginn der Hochzeit, denn in der Tradition geht die gesamte Hochzeit eine Woche. So wurde schon am vorherigen Sonntag die Hochzeit verkündet und es gab eine erste kleine Feier. Zu der Verkündigungsfeier gehört auch, dass im Village der Braut und in dem des Bräutigams eine weiße Fahne gehisst wird, welche die ganze Woche hängen bleibt und allen zeigt, dass in diesem Village oder Haushalt eine Hochzeit gefeiert wird. Bis zum Tag der kirchlichen Trauung passiert dann, soweit ich weiß, nichts mehr besonderes.


Nach der kirchlichen Trauung zieht das Brautpaar festlich von tanzenden und singenden Angehörigen umgeben aus der Kirche aus und wenig später geht es auf den Weg zum ersten Fotospot. An diesem angekommen stellen Elisa und ich uns in den Schatten, um das Treiben um das Brautpaar beim Fotos machen zu beobachten. Wir werden jedoch schon recht bald von einer Menge Frauen umringt, die uns Fragen, ob wir Fotos mit ihnen machen können. Also folgen für uns einige Minuten von nett lächeln, „cheese“ sagen und ein wenig small talk führen. Irgendwann haben alle Interessenten ein Foto und so stehen wir wieder alleine unter dem Baum. Bis wir dann starten und die Reise zum nächsten Fotospot geht. Glücklicherweise war nicht nur ich mittlerweile sehr hungrig, sondern auch Mr. Nekongo wollte was essen. Somit holten wir uns noch schnell was bei einem Supermarkt auf den Weg. Mmh das war gut, denn es war mittlerweile schon nachmittags und das Frühstück lag Stunden zurück. Beim Fotospot angekommen geht es jetzt richtig los mit Gesprächen, wir lernen Menschen kennen und haben spannende Unterhaltungen. Es ist richtig schön nun nicht mehr nur zu zweit rumzustehen, sondern richtig mit anderen Besuchern der Hochzeit zu interagieren.


Elisa und ich mit einem sehr freundlichen Paar.


Als auch hier das Brautpaar fertig ist, geht es mit den Autos zum Village der Braut. Dort angekommen heißt es erst einmal bei guten Gesprächen auf das Brautpaar warten, welches auf traditionelle Weise den Weg vom Anfang des Grundstücks der Familie bis zum Village zu Fuß laufen muss und dabei wieder von tanzenden und jubelnden Angehörigen umgeben ist. Es sieht wirklich wie ein Festtagsumzug aus. Beim Warten zeigt uns einer der Trauzeugen Malakea stolz sein Geschenk für das Paar, und zwar einen traditionellen Odibo. Dieser ist ein handgemachter Holzknüppel und bei den Owambos bekommt jeder Junge der zum Mann geworden ist einen solchen von seinem Vater, wenn dieser meint es sei soweit. Im Prinzip ist er zum einen eine schöne Dekoration, wird zum anderen aber auch als Waffe zur Verteidigung genutzt. Tatsächlich habe ich auch schon einmal jemandem mit einem Rumlaufen sehen.


Foto vom festlichen Umzug - ein Video davon gibt es dann im zweiten Teil.

Malakea mit dem traditionellen Odibo.


Mit der Ankunft des Brautpaares geht es für alle Gäste in einem Kreis um das Brautpaar unter einen mächtigen, sicher schon Jahrhunderte alten Baum. Dort gibt es weitere Reden für das Brautpaar und schließlich bringen noch einige der Gäste in einer feierlichen Zeremonie Geschenke und legen sie auf dem Tisch vor dem Brautpaar nieder.


Zeremonie am großen mächtigen Baum beim Village.


Schließlich kommt das Hauptevent des Tages auf das alle gewartet haben, die große Hochzeitsfeier. Es ist ein schickes Zelt aufgebaut worden und alle Gäste nehmen an Tischen Platz. Mr. Nekongo macht wieder den Ansager und zu erst tanzen die Trauzeugen des Paares herein und wenig später folgt das Pärchen. Nun gibt es bevor es zum Essen geht noch einen Live Auftritt eines Künstler, welcher leider durch sehr schlechte Boxen drastisch geschmählert wird. Und dann gibt es auch schon das Essen, es gibt von leckeren Salaten über Spieße bis hin zu Rinderfleisch alles und wir essen uns ordentlich satt.


Die Trauzeugen von Braut und Bräutigam tanzen feierlich ins Hochzeitszelt ein .


Wenig später kommen wir in den Genuss vom Essen.


Doch damit ist der Abend noch nicht vorbei, denn danach geht es ohne die Braut auf die Fahrt zum Village des Bräutigams, wo noch die Nacht über weitergefeiert wird und wo wir auch nächtigen. Auch hier aber zuvor die Tradition, dass der Bräutigam durch die Eltern ins Village gebracht werden muss und so gibt es den nächsten tanzenden und singenden Umzug vom Beginn des Grundstücks bis zum Village. Angekommen klärt uns Mr. Nekongo noch über die Tradition des „Oshoto Opale“ (Feuerplatz) auf. So muss ein Raum mit einem prächtigen Feuer bei der Ankunft des Bräutigams im Village am Abend vorbereitet sein. Nach noch weiterem Feiern und natürlich auch essen in Form von Fleisch geht es übermüded gegen 1 Uhr ins Bett.


Video kommt bald :)


Der Bräutigam wird unter gejubel und tanz von den Eltern vorm Village abgeholt.



Eine Fortsetzung der traditionellen Hochzeitserfahrung gibt es in Kürze.

Bis dahin bleibt gesund und munter. Liebe Grüße!

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