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Altagstrott, den gibt es nicht! Teil Ⅰ

  • Autorenbild: Sophie Kracke
    Sophie Kracke
  • 6. Nov. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Shalom le coulam!

In diesem und nächsten Blog möchte ich euch etwas über meine Arbeit im Kalanit, aber auch über die relativen Konstanten nachmittags habe, erzählen. Normalerweise arbeite ich von Sonntag bis Donnerstag, also eine ganz normale jüdische Woche.

Jeder dieser "normalen" Wochentage beginnt für mich gegen sieben Uhr. Ich stehe gemütlich auf und esse ein bisschen was. Manchmal quatscht man auch ein bisschen, aber eigentlich bleibt es relativ ruhig am Morgen.


Kalanit von außen


Um acht Uhr gehe ich ins Kalanit, wo die meisten Member schon in einem Halbkreis sitzen und auf die Leiterin Ella und mich warten. Hanadi, die arabische Leiterin, ist immer schon da und kümmert sich ums Nötigste. Ella macht immer eine kurze Begrüßung mit einer kurzen Vorstellung des Tagesablaufs. Ich gehe dann schnell in den Physiotherapieraum und suche mir was Schönes aus dem Equipment aus. Es gibt diverse Bälle, große und kleine Ringe, Stäbe und zum Beispiel Boxkegel.


Dann fängt unsere morgendliche Sporteinheit mit Stretching an. Es sind einfach verschiedene Übungen für den ganzen Körper und die Member sind nicht alle sehr motiviert. Dann geht es zum spannenderen Teil, wo jeder zum Beispiel einen Ball von mir bekommt und wir weitere Bewegungsabläufe durchgehen. Am Anfang hat mir eine Physiotherapeutin ein paar Mal gezeigt, wie ich die Aufmerksamkeit der Member anziehen kann und die Utensilien verwenden kann. Denn am Anfang war ich schon sehr verzweifelt, dass meist die Hälfte der zwanzig Member schläft, meckert oder einfach den Schlaf fortsetzt. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und freu mich umso mehr, wenn ich dann doch noch welche begeistern kann mitzumachen. Lob ist dabei sehr hilfreich, weil das wollen alle irgendwie bekommen :).

Wenn dann nach spätestens einer halben Stunde die Konzentration nachlässt und mir meine Übungen ausgehen, wird der Halbkreis aufgelöst. Die Member werden an Gruppentische gesetzt und bekommen einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Das ist oft ein Puzzle, ein Steckspiel, ein Ausmalbild oder auch mal ein Heftchen mit Matheaufgaben oder Stickerbildern. Für die Abwechslung bin ich dann hauptsächlich verantwortlich. Dazu gehört das wöchentliche Nägellackieren von Sohara und allen, die grade Lust haben, aber auch das Basteln von Schmuck mit Perlen und Bändern. Origami gefällt auch zwei Membern total, sodass wir schon ein paar Tierchen gefaltet haben. Einige Member machen stellen auch Kerzen her, indem die in das Wachs einen Docht einführen und dann verpacken. Zudem ist auch das wöchentliche Bingo spielen zu einem Ritual geworden, was nicht nur Spaß macht, sondern auch für mich nützlich ist die Zahlen zu lernen :).


Jossi und Sohara sind noch relativ fit :)


Manchmal kommen uns auch Tiere aus dem Streichelzoo besuchen oder auch die Kinderkrippe, welche es jetzt ganz neu im Kfar gibt. Das ist immer großartig, wenn man mal die Häschen streicheln kann oder die Kinder an die Hand nimmt :).

Nach der sehr beliebten Kaffeepause um 10 Uhr, wo es pürierte Früchte, Kekse und Kaffee gibt und ich auch kurz was trinke, geht es weiter mit den Beschäftigungen. Gegen 11 Uhr wird dann alles aufgeräumt und es wird im Halbkreis Kfar Tikva TV geschaut.


Us in action!


Das TV wird vom Communication-Workshop gedreht, geschnitten und dann fürs Kfar gesendet. Jede Woche werden die Highlights, aber aktuelle Vorkommnisse zusammengefasst. Die Freude ist immer groß, wenn sie jemanden aus dem Kalanit entdecken.

Die ersten Wochen war ich sehr erstaunt und genervt, dass die arabischen Mitarbeiter*innen oft nur herumsitzen und sich kaum mit den Membern beschäftigen. Aber es ist genauso wie in Deutschland, dass Israel Pflegekräfte aus dem Ausland anwirbt, damit sie hier arbeiten. Und die arbeiten sechs Tage die Woche und so zehn Stunden am Stück jeden Tag, also echt übermäßig viel. Nachdem ich das verstand, dass sie einfach erschöpft sind, habe ich sie mit ganz anderen Augen gesehen. Mittlerweile verstehe ich mich mit einer Mitarbeiterin sehr gut. Sie bringt mir immer mal ein paar Vokabeln bei und gibt mir öfters etwas leckeres zum Essen :). Die arabischen Mitarbeiter*innen sind wie eine große Familie und kümmern sich sehr gut um die Member.




Als uns die Braunschweiger Gruppe letzte Woche besuchen war, sind wir zusammen auch ins Kalanit gegangen. Als ich ihnen davon erzählte, dass es immer ganz schön laut ist und auch mal jemand schreit oder meckert, war eine Frau ganz gerührt. Sie sagte, dass das es gerade zu einem besonderen Ort mache, weil in den ihr bekannten Altersheimen in Deutschland, die Menschen oft ruhig oder ruhig gestellt werden. Da habe ich wieder gemerkt, was für ein schöner Ort das Kalanit ist, auch wenn es manchmal echt anstrengend ist!


Diese Woche Freitag gerne auf dem YouTube-Kanal des Kfars die Wochenzusammenfassung schauen, da kommen uns die Braunschweiger besuchen.

https://www.youtube.com/channel/UCH-qEhGwyeeA45DNEJIjCQw

Im Teil II erfahrt ihr mehr über meinen Nachmittag und Abend, also seid gespannt :)!


Shalom Sophie aka Sophush (Verniedlichung im Hebräischen ist immer ein "ush" hinten dran)

 
 
 

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