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AutorenbildMira Pischke

A December to remember

Mambo,


nun sind wieder ein paar Wochen vergangen für mich hier in Tansania. Es ist viel passiert!


Meine Arbeit für das Jahr 2022 in Agape als Bäckerei-Hilfe, Lehrerin und für alles was sonst so ansteht, neigte sich mit den letzten Tagen des Novembers dem Ende zu. Ab dem 08. Dezember sollte es für die Schüler nach Hause zu ihren Familien in den verschiedensten Regionen Tansanias gehen, nachdem sie ihr Schuljahr (in Tansania von Januar-Dezember) hier in Agape verbracht hatten.


So hieß es für mich Abschied nehmen von den Schülern, die das nächste Jahr nicht wieder herkommen würden. Dies geschah unter anderem bei der Graduation von Form 4. Sie haben mit bestandenen Exams ihren Schulabschluss (vergleichbar mit mittlerer Reife). Ein paar kommen wieder für den 2-jährigen Advanced-Level Kurs oder gehen dafür an andere Schulen. Mit bestandenen A-Levels wird ein Universitätseinstieg möglich.

Die Graduation von Form 4 war eine besondere Festlichkeit mit langem Gottesdienst, leckerem Essen und ausgelassener Stimmung. Die Familien der Schüler sind angereist und haben sich am Nachmittag vereinzelt mit ihrem Kindern zwischen die Bäume gesetzt, sich ausgetauscht, Kuchen geteilt und gelacht – die Atmosphäre glich einem gelungenem Sommerfest.


Am nächsten Wochenende ging es für Anna und mich gemeinsam mit vielen weiteren Staff-Mitgliedern aus Agape auf eine Hochzeit. Ein Lehrer aus Agape, Sir Kelvin, hatte uns zu dieser großen Feierlichkeit eingeladen. Also besorgten wir uns einen Stoff, der in das gewünschte Farbschema passte und ließen uns, wie es hier üblich ist, Kleider schneidern. Auf eine Weise tat es gut, sich mal wieder richtig schick zu machen. Es war ein toller Abend mit Traditionen, wie dem zeremoniellem Essen einer Ziege oder dem einzeln Geschenke nach vorne bringen. Es gab viel Musik und richtig gutes Essen. Insgesamt war es eine überwältigend große und unerwartet moderne Hochzeit – wie ich einschätzen würde.

Wir kamen spät wieder nach Hause und am nächsten Morgen ging es direkt wieder los auf eine Konfirmation – der Dezember war voller Feste.

Die immer näher rückenden Ferien bedeuteten auch immer mehr Freizeit für die Schüler – wenn die Exams durch waren, wurde zwar immer noch um 4 Uhr für das Absolvieren der „Cleanness“ aufgestanden, aber an den letzten Nachmittagen hatten die meisten Schüler nur selten viel zu tun. Das motivierte mich dazu, mir ein bisschen Freizeitprogramm auszudenken. Ich fing an mit ein paar Schülern Freundschaftsarmbänder zu knüpfen und Sportspiele durchzuführen. Stolz kamen in den darauffolgenden Tagen Schüler auf mich zu, um ihre Armbänder zu zeigen oder zu schenken.

In der Bäckerei backten wir fleißig Zimtschnecken, die von den Kindern später nur noch „German Bread“ genannt wurden – nicht ganz akkurat, aber davon, über authentisches deutsches Vollkornbrot, welches ich hier wirklich vermisse, aufzuklären habe ich abgelassen. Stattdessen zeigte ich wie man deutsche Weihnachtskekse macht und backte zusammen mit den Kindern von Mama Mschungaji leckere Brownies. Gleichzeitig lernte ich in der Bäckerei immer mehr tansanische Spezialitäten zu backen und gewann – bestätigt durch Mama Alice Worte „You qualify“ - Expertise im Rollen der Skonsis und im Bäckereialltag. Mit der neuen Mitarbeiterin in der Bäckerei, Glory, verstand ich mich schnell gut und die Tage, die ich in der Bäckerei verbrachte vergingen wie im Flug. Ab und zu kamen die drei Töchter von Mama Mchungaji in die Bäkerei geschneit oder ich besuchte sie nachmittags. Obwohl die 1,5 jährige Gilda mich mit den Worten "Bibi" (sw. Oma) ruft, welches wohl auf meine hellen Haare zurückzuführen ist, komme ich mir manchmal eher wie eine große Schwester vor und es ist schön eine Familiendynamik mitzubekommen.

Im Unterricht wiederholten die Schüler die Inhalte des gesamten Schuljahres, um sich für die National Exams vorzubereiten. Somit gab ich ihnen in dieser Zeit lediglich Altklausuren und war bei Fragen in Reichweite.

Aus Deutschland bekam ich immer mehr Fotos von Weihnachtsmärkten, Weihnachtsbäumen und sogar Schnee. Ich fing an die kalte Jahreszeit und besonders die damit aufkommende Weihnachtsstimmung sehr zu vermissen. Kurzerhand wurde also ein kleiner „Weihnachtsmarkt“ geplant. Zusätzlich zu den Weihnachtskeksen machten Anna und ich abends, als die Schüler schon im Bett waren, eine Flasche Wein auf, taten alle benötigten Gewürze und Orangen dazu und kochten Glühwein. Upendo und Mawi brachten Pork als Hauptspeise mit, was dem Ganzen einen tansanischen Touch gab. Für die weihnachtliche Stimmung hingen wir in der Bäckerei Lichter auf und machten Weihnachtsmusik an. Schon war unser kleiner, etwas anderer Weihnachtsmarkt geschaffen.

Die nächste Woche wurde dann weniger weihnachtlich. Für mich, Upendo und Mawi ging es nämlich früh morgens am 8. Dezember los ans Meer, genauer gesagt an den Indischen Ozean nach Dar es Salaam. Bis in die Nacht hinein bereiteten wir am vorherigen Abend ein ausgiebiges Picknick vor und kochten in der Bäkerei. Die ganztägige Fahrt kriegten wir durch den Deal, dass wir uns faktisch zu dritt einen Sitz teilten, ganz um sonst. Schon Wochen vorher, als ein Paket für mich aus Deutschland ankam und ich plötzlich eine hohe und ständig variierende Summe drauf zahlen sollte, wurde mir die Phrase „connection and corruption“ , die sich hier etabliert hatte, bewusst. Zum Glück ließ sich das Problem damals mit Hilfe von Freunden mehr oder weniger klären und am Tag der Dar es Saalam Reise konnte die andere Seite der Medaille – die Connections – zu unserem Vorteil genutzt werden. Nachdem Upendo und ich in einem Randviertel von Dar es Saalam bei einer guten Freundin von ihr nachts ankamen, war ich hundemüde und fiel nach Begrüßen und kurzem Kochen schnell ins Bett. Vor dem Einschlafen fasste ich noch kurz den Gedanken, wie wir zu dritt nur in das Bett passen sollten, aber als ich am Morgen davon geweckt wurde, dass das Baby der Nachbarin auf mit herum kletterte, wurde mir aufgezeigt, dass es wohl auch zu dreieinhalb Leuten geht. Hakuna Shida, was nicht passt wird hier passend gemacht. Bei Gerida zuhause habe ich mich die Woche sehr wohl gefühlt, viele neue Wörter auf Kisuaheli gelernt, habe sie mit zu ihrer Arbeit begleitet und zusammen mit ihren muslimischen Nachbarn leckeres Essen gekocht.

Außerhalb des Bezirks „Kivule“ haben wir natürlich Dar es Salaam erkundet. Wir waren in einem Nature Reserve inklusive Wanderung zu einem Aussichtspunkt über ganz Dar. Wir waren am Meer, wobei nur drei von uns schwimmen gingen. Wir besuchten den großen „Kariakoo“ market und waren spontan bei einem Send-Off. Ein Send-Off ist eine tansanische Feierlichkeit, die nach einem Engagement und vor der Hochzeit stattfindet. Die Verlobte wird sozusagen ausgesendet zu ihrem Verlobten und von ihrer Familie „verabschiedet“. Die Verantwortung für sie hat nun ihr Mann. Wichtig ist außerdem die Mitgift (sw. Mahari) von der Familie des Mannes an die der Frau. Die Mitgift besteht abhängig vom Stamm aus Geld, einer bestimmten Zahl an Kühen, Stoffen (Kitenge) oder anderen Dingen.

Insgesamt war die Woche in Dar es Saalam lustig, spontan und auch mal ermüdend, aber über Allem unvergesslich. Ich durfte viele neue Leute kennenlernen und die bestehenden Freundschaften wurden gestärkt. Mit vielen schönen Erinnerungen und einem Sonnenbrand, den ich mir in der >30°C heißen Stadt eingefangen hatte, ging es für uns auf den Heimweg.



Zurück in Moshi waren wir direkt wieder auf einer Konfirmation. Die nächsten Tage lebte ich mit Upendo in dem Haus, welches sie für ihre Mutter gebaut hat. Zusammen gingen wir durch das Dorf, kochten Chapati und ich lernte ihre Familie kennen.


Am 20. Dezember stieg ich dann in das Dalladalla Richtung Machame – zu Anna. Bis zu den Weihnachtstagen genoss ich etwas Ruhe, die Zeit mit Anna und ein eigenes Bett.

Am heiligen Abend sind wir zu einem deutschsprachigen Gottesdienst gegangen und erlebten so die diesjährig warme Weihnacht mit der Rückbindung nach Deutschland inklusive dem Naschen von Zimtsternen und anderen deutschen Weihnachtsköstlichkeiten. Die Ruhe und Besinnlichkeit des deutschen Weihnachtsfestes hatte ich etwas vermisst, da Weihnachten hier – wie andere Feste – laut gefeiert wird. Die nächsten Weihnachtstage über kriegten wir dann durch Besuche bei Sister Eva (Krankenschwester im Machame Hospital) auch die tansanische Feierlichkeit mit. Zwischen den Jahren durfte ich Anna mit in ihrem Krankenhausalltag begleiten und über dei Schulter gucken. Es war noch einmal eine ganz andere Erfahrung verglichen zu dem Alltag, den ich an der Schule erlebe.

Für die Neujahrs-Feier kam uns dann Upendo in Machame besuchen. Wir gingen Charlotte und die Kinder in Kalali besuchen und auf den Markt. Zusammen mit Sister Eva, Upendo und Anna machten wir am New Years Eve Pizza, hatten drinks und eine sehr schöne und lustige Zeit. Der Abend ging für Anna und mich noch lange und war ein toller Einstieg in das Jahr 2023 mit den Menschen, die ich hier in Tansania lieb gewonnen habe.


Nun ist es Januar und für das Neue Jahr stehen spannende Sachen an. Zum Neujahr meldete ich mich motiviert zum Kilimanjaro-Halbmarathon an und bin nun fleißig am trainieren. Das alljährliche Staff-Meeting wurde mit einem Besuch von den schönen Marangu-Wasserfällen verbunden und die Schule fängt nun bald wieder an. Es gibt coole Urlaubs- und Besuchspläne für die nächsten Wochen und Monate. Bleibt gespannt.

Bwana Yesu asifiwe!



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